Auslauf


Besonderheiten der Whippethaltung

Ein großes Thema beim Whippet ist der Bewegungsdrang. Wenn er als Kurzstreckensprinter auch keine stundenlangen Kilometermärsche braucht, kann die Befriedigung des Bedürfnisses nach notwendiger Bewegung zu Problemen führen. Wenn der Hund ihn nicht ausleben kann, weil ein entsprechender Laufpartner fehlt oder er nur selten von der Leine darf, dann ist das kein whippetgerechtes Leben.

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Grundsätzlich gilt, dass sich der Whippet regelmässig “auspowern” darf und muss. Dafür muss der Besitzer in der Lage sein, seinen Whippet/seine Whippets in einem möglichst wildfreien, sicheren und weit ab von Straßenverkehr und Stacheldrahtzäunen frei laufen lassen zu können. Jeder Whippetbesitzer sollte wissen, dass der Whippet zu den Hetzhunden zählt, d.h. auch, dass er unter Umständen etwas Bewegtes jagt. Das kann ein Vogel, eine Plastiktüte im Wind oder aber auch Wild, Katzen oder andere Hunde sein. Ist der Hund bereits im Hetzvorgang, ist er nicht mehr abrufbar!

Das sollte im Hinterkopf bleiben, sofern man sich mit dem Gedanken spielt einen Whippet anzuschaffen. Und dazu gehört es dann auch, dass der Besitzer vor der Anschaffung bereits geeignete Gelände in seiner engeren oder weiteren Umgebung hat, die dann regelmässig mit dem Auto erreicht werden müssen.

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Bei Mangel an Gelegenheit und fehlender Führung durch den Besitzer kann es auch dazu kommen, dass sich der Whippet seine Beschäftigung selbst sucht. Die Schnelligkeit des Whippets gepaart mir seinem Drang zu rennen können dann nur schwer oder gar nicht kontrolliert werden. Dennoch:

Rassegerechte Bewegung muss sichergestellt werden

Das lässt sich mit einer Zweiwhippet oder Mehrwhippethaltung einfacher regeln, wobei jedoch die spezielle Eignung des Besitzers maßgeblich ist. Whippetauslauf zu mehreren ist immer auch in vollem Speed.

rennen
Freilauf in bester Manier

Solange ich Whippets habe, kennen alle bei mir gehaltenen und aufgewachsenen Hunde, den m.E. unverzichtbaren Auslauf mit Speed. Daran gewohnt sind sie auch geländegängig und gut trainiert,  dennoch sind Verletzungen zwar sehr selten, können aber niemals ausgeschlossen werden.

Unterschied zwischen laufen und hetzen

Bewegen sich Whippets frei in Feld und Flur, dann laufen sie aus eigenem Antrieb extrem schnell, sprinten in vollem Speed. Der freie Auslauf bietet dem Hund die Möglichkeit, sich entsprechend seiner Konstitution und Kondition Bewegung zu verschaffen.

Wird der Whippet beim Hunderennen auf ein Lockmittel angesetzt, verfolgt er das aus einem angeborenen Trieb heraus. Der Anblick des bewegten Lockmittels löst den Schlüsselreiz aus und das Verhaltens-repertoire läuft “automatisch” ab (>Reiz > Reaktion >Verhalten). Das heißt, der Hund hat keine Chance sich dem zu entziehen.

Gern wird vorgetragen, dass der Windhund freiwillig hetzt. Im Sinne des üblichen Sprachgebrauchs wird hierunter verstanden, dass der Hund nicht von außen gezwungen werden kann, Leistungen zu vollbringen, denen er eigentlich nicht gewachsen ist. Dem ist aber keineswegs so. In dem Moment, wo der Whippet dem Lockmittel nachjagt, entzieht er sich jeder Beeinflussung von außen und wird erst dann Halt machen, wenn der “Hase” am Ziel liegen bleibt. Auch verletzte Hunde hetzen bis ins Ziel, sogar mit (an)gebrochenen Beinen und auch blinde Whippets sind schon Rennen gelaufen.

Triebbefriedigung ist eine Voraussetzung für das Wohlbefinden. Ebenso wie Hunger durch die Nahrungsaufnahme befriedigt wird, wird der Hetztrieb durch das Nachhetzen ausgelebt. Aber: Windhunde sind bei der Jagd nicht emotional beteiligt, sagen Forscher. Das Hineininterpretieren von Freude, die sich im “grinsenden Gesicht” des Windhundes nach einem Lauf abspiegelt, ist eine vermenschlichte Darstellung. Durch die Anstrengung und Belastung nach einem Lauf, vergrößert der Hund durch ein breites “Grinsen” lediglich die Schleimhautoberfläche für die Belüftung durch Hecheln, um seinen Körper wieder auf den Normalzustand hinunterzufahren. Dennoch hat er durch die Befriedigung des Bedürfnisses ein positives und sicher auch emotionales Highlight.

Dass ein Windhund bei einem Rennen über eine Strecke von 400 bis 450 m einer enormen psychischen und physischen Belastung ausgesetzt ist, wird in den einschlägigen Lehrbüchern der Physiologie beschrieben. Anders als bei einer Jagd im freien Feld, die durch das Fluchtverhalten der Beute bestimmt wird, hat der Windhund beim Hunderennen nur die Option, dem beständig, in für ihn unerreichbarem Abstand, gezogenen maschinellen Lockmittel zu folgen. Messungen von Blutwerten bei Greyhounds kurz nach dem Rennen haben ergeben, dass dabei eine lebensbedrohliche Situation entsteht, weil der phWert unter 7,0 fällt.

Durch die Bahnrennen, dessen Geläuf in der Regel einem Ovalkurs mit drei Kurven folgt, verlagert sich das gesamte Körpergewicht in den Kurven und lastet einseitig auf dem linken Karpalgelenk und dem linken Außenzeh. Um den Fliehkräften entgegenzuwirken, begibt sich der Rennhund in die Schräglage, je schneller er ist, umso mehr legt er sich in die Kurve.

Windhundrennen ist Höchstleistungssport

Die athletischen Sporthunde erbringen bei einem Rennen oder Training auf der Bahn oder im Coursing Höchstleistungen, die mit dramatischen Veränderungen des Organismus einhergehen. Ein Lauf über eine 400m Strecke fordert den Greyhound bis an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit. Da der Whippet bezüglich Schnelligkeit dem Greyhound am nächsten kommt, dürften diese Erfahrungen auch auf ihn zutreffen. Tatsächliche Messwerte liegen für Whippets nicht vor, weil das kommerzielle Interesse fehlt.

Bei Spaziergängen im freien Feld, kann sich der Whippet seinen Fähigkeiten und seiner Kondition entsprechend bewegen und ausrennen. Auch verschiedenartige und häufigere Sprints erfolgen aus eigenem Antrieb und der Hund regeneriert sich durch Pausen oder Hinlegen.

Wer seinen Whippet zu Rennen oder Coursings oder Trainings bringt, bietet dem Hund die Möglichkeit einer seiner Veranlagung und seinen Eigenschaften entsprechenden Beschäftigung. Der Einsatz bei diesen Rennveranstaltungen darf jedoch nicht damit verwechselt werden, dem Hund einen Auslaufersatz bieten zu wollen. Hunderennen hat mit Auslauf nichts zu tun.

Es gibt Whippetbesitzer, die glauben, sie müssten ihren Hund unbedingt auf die Rennbahn bringen, wenn sie ihm gerecht werden wollen. Das stimmt jedoch nur für den Fall, dass der Whippet sachgemäß ! auf den Hochleistungssport vorbereitet wird.

©Marianne Bunyan

Nachdem in Printmedien viele Rasseporträts über den Whippet veröffentlicht sind, die die Rasse nicht in ihrer vollkommenen Vielfalt zeigen, habe ich den nachstehenden Artikel verfaßt und bitte um Beachtung:

Whippet, der NULLBegleithund

 

One thought on “Auslauf

  1. Michael Mattill 29. January 2015 at 16:56 Reply

    Hallo Frau Bunyan,
    ich lasse meine beiden Whippethündinnen täglich frei auf dem Feld laufen und mit anderen Hunden, auch Whippets, toben. Mußte mir schon sagen lassen das ich meinen Hündinnen etwas vorenthalte wenn ich sie nicht zur Rennbahn bringe. Ich tue es aus dem Grund nicht um ihnen das Hetzen eines fliehenden Tieres nicht noch interessanter zu machen. So wie ich es handhabe haben sie ihre freie Bewegung und meine Hunde sind abrufbar.
    Die andere Meinung ist die, das die Hunde durch das Hetzen des künstlichen Hasen nicht stärker motiviert werden im Gelände etwas zu hetzen. Was meinen Sie?
    Ihre Artikel haben mir gut gefallen, vor allem auch die Sachlichkeit.
    Es sind tolle Hunde aber man kann sie nicht mal so nebenher laufen lassen.
    Liebe Grüße
    Michael Mattill

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