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Größe sind eben nicht nur Zentimeter

Diskussionen um Zentimeter sind nicht zu führen mit Leuten, die nicht dasselbe Niveau an Wissen und Erfahrung mitbringen. Wir reden aneinander vorbei.

Es ist kein leichtes Unterfangen, wirklich auch nur annhähernd die Zusammenhänge zu begreifen, die sich im Hundekörper abspielen. Das kann man nicht anhand von Zeichnungen oder Fotos darstellen. Ich habe mich jahrzehntelang gequält, weil ich es verstehen wollte, weil ich meine Hausaufgaben machen wollte, um eben sorgfältig Whippets züchten zu können. Ich bin der Meinung, was immer man tut, sollte man nach bestem Wissen und Gewissen tun und keinerlei Anstrengungen scheuen. Und die größte Herausforderung mir selbst gegenüber war, mir einzugestehen, dass ich nichts weiß. Wer Hunde züchten will, sollte sowohl aus der Verantwortung gegenüber den Hunden, als auch aus der Verantwortung gegenüber den Besitzern! sein Bestes tun, eine ehrliche Arbeit leisten.

Der Hund ist ein so komplexes Wesen, das nicht anhand des Äußeren beurteilt werden kann. Um wenigstens einigermaßen zu verstehen, wie die Abläufe im Körper sind. Um zu verstehen, wie Bewegung im Hundekörper funktioniert, braucht es eigentlich die Kenntnisse eines Biologen und eines Maschineningenieurs, wie Nerven und Muskeln funktionieren die Kenntnisse eines Anatomen, wie Vererbung funktioniert die Kentnisse eines Genetikers, wie Charakter ausgebildet wird die Kenntnisse eines Ethologen usw. usf. Das kann niemand erbringen.

Wir können aber zumindest das lernen: Alles wirkt zusammen und wer sich als Züchter bewähren will, der muss das einfach wissen, dass Größe sowohl auf den Körper, auf das Format, auf die Gesundheit und auch auf den Charakter einwirken!

Schauen wir in den Standard und lesen was unter Fehler steht:

Bildschirmfoto vom 2015-10-29 20:48:20

Warum Größe sehr wohl auch etwas mit Gesundheit und Charakter zu hat.

Es geht nicht darum, was schön ist oder was einem selbst gefällt, es geht darum, dass die Funktion eines Whippets an bestimmte körperliche Merkmale zweckgebunden ist und dass Abweichungen (sprich züchterische Veränderung in der Körperform !) keinen Einfluß auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes haben dürfen.

Der Körperbau entspricht dem Verwendungszweck. Eine Veränderung des Körperbaus führt zu einem handicap.

Der Whippet zählt zu den Windhunden und ist für die schnellste Gangart prädestiniert. Für die Galoppform muss der Körperbau überwiegend quadratisch gebaut sein mit steilen Winkelungen der Gliedmaßen und einem starken flexiblen Rücken sowie einer starken kräftigen Bemuskelung.  Nur die gerade und steile Vorhand  ist in der Lage die enormen Schubkräfte eines Galoppsprungs abzufedern und aufzufangen ohne Einzubrechen.

Stärker gewinkelte Whippets mit eher rechteckigem Körperbau sind für diese Geschwindigkeit gehandicapt. Zum einen wäre das schrägere Schulterblatt hinderlich und es müsste zu viel Muskelkraft aufgebracht werden um in den nächsten Galoppsprung überzuleiten.

Whippets galoppieren gern, das trifft also auf jeden Whippet zu, nicht nur den bei Rennen eingesetzten.

Ist der Whippet in der Körperform durch Zucht in seinem dem Verwendungszweck bestimmenden Körperbau verändert, muss in der Bewegung eine wesentlich größere Muskelkraft aufgebracht werden, was zu schnellerem Verschleiß führt, sprich: krank macht.

Eine zunehmende Größe führt zu einer veränderten Form, eine Veränderung des Formtyps verändert auch den Charakter!

So das wars.

Verantwortungsvoll züchten ohne Größenbeachtung?

Da lachen ja die Hühner, wenn ich das lese zum Whippetmeeting. Die Züchter selektieren auf Idealmaß? (unter anderem natürlich) Ach wirklich? Ich glaube, sie wissen gar nicht mehr wie das Idealmaß lautet.

Weil sie sehen ja keinen ‘Whippet mehr, der im Idealmaß ist. Da kommen dann solche Sätze wie: “Windspiele werden woanders gerichtet.” oder aber von Schaubewertern “ist mir etwas klein”.

Freunde, ihr habt das Maß verloren. Nur weil inzwischen fast alle weit über dem Idealmaß liegen, hat sich das Auge so daran gewöhnt, dass alles, was tatsächlich noch ideal groß ist automatisch als zu klein angesehen wird. Es ist eine Sache der Gewöhnung. Nur hat Gewöhnung ja nichts damit zu tun, ob ein Hund nun ideale Widerristhöhe hat oder nicht. Und weil eben die Messungen immer anders ausfallen, muss man  bzw. sollte man als Züchter sein eigenes Augenmaß abgespeichert haben, egal was der Richter mißt. Und genau das kann er heute nicht mehr lernen….und will es vielleicht auch gar nicht.

idealmaße
Idealmaße bei Whippets sehen so aus

Denn es ist zuviel geredet worden, dass Größe unwichtig ist. Es ist zu viel gestritten worden, dass Größe nur ein, am besten zu vernachlässigender Punkt in der Bewertung eines Whippets ist. Und die Resultate an den Ausstellungen beweisen sie denn nicht, dass man mit seinem Whippet richtig liegt?

Nein, sie beweisen gar nichts. Die Beweise, dass Größe und Gewicht, das damit absolut verknüpft ist, eben doch einen negativen Einfluß auf den Whippet haben, sehen wir dann bei den Besitzern zu hause und nicht im Ring. Die Leichtbauweise eines aerodynamischen Sprinters ist ein Muss für Gesundheit und Fitness bis ins hohe Alter. Nicht die Schauerfolge. Und nur hierum geht es, den einen, die ausstellen und den anderen die Rennerfolge wollen, kann die Größe auch nur recht sein. 

Wenn wir früher von Übergröße sprachen, dann handelte es sich um einen halben Zentimeter, früher heißt vor ca 35 Jahren. Heute wird sogar die Bezeichnung vermieden, selbst wenn es sich um 55er cm Rüden handelt, die locker 19 kilo oder mehr auf die Waage bringen. Größe spielt keine Rolle. Wer so redet, weiß nicht mehr, was ein Whippet ist. Und kann auch keine züchten!

Es ist so einfach bei einem größeren und schwereren Hund ein “schickes Gebäude und ein noch schickeres Gangwerk” zu fabrizieren. Aber einen Whippet, mit all seinen Fähigkeiten und rassespezifischen Merkmalen im Maß zu züchten, der dann auch noch ein whippettypisches, wirtschaftliches Gangwerk mitbringt, das ist dann eher hohe Schule. Ja, was ist nun ein whippettypisches Gangwerk?  Was ist denn Idealmaß? Was ist denn überhaupt ein Whippet?

Testen Sie sich doch einfach mal. Bitte ohne Nachzudenken schnell mal die Idealmaße für Rüden und Hündinnen aufsagen! Na, wem gelingt’s?

Und mal ein Tipp: Ein Rüde mit Idealmaß geht einem Erwachsenen ungefähr bis zum Knie.

Von Schummlern und Beschummelten

Die Wahrheit tut weh und wir versuchen alles, um sie nicht an uns heranzulassen. Wer kein Blatt vor den Mund nahm, war Gert Haucke. Natürlich, möchte ich fast sagen, war er recht umstritten. Wie könnte es auch anders sein?

Seine Artikel und TV Sendungen zum Thema Hund waren aber in jedem Fall Highlights. Knappe Sätze wie: “Ich habe einen Hund, alle anderen nur Köter” können wir alle hautnah an uns selbst erfahren. Heute kann ich frei sagen, er hatte so recht, der Gert, sagen. Und ich habe ein Zitat, dass so hundertprozentig zur gerade aktuellen Diskussion passt. Nichts Neues unter Sonne.

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Irgendwie hatten wir einen Draht zueinander

Wie schrieb doch Gert Haucke in seinem empfehlenswerten Buch von 1996  “Hund aufs Herz” so treffend:

“Nun, meine Damen und Herren – und wieder wissen Sie, daß ich die Wahrheit sage -: Diese Hundeausstellungen – welcher Couleur auch immer – sind ein Jahrmarkt der Eitelkeit, menschlicher Eitelkeit. Eine Stätte zerschlagener, wilder Hoffnungen und enttäuschter Erwartungen. Ich habe hysterische Ausbrüche erlebt und Beschimpfungen seitens der Nichtdekorierten. Und ich habe auch lächelnde Gelassene erlebt, die den ganzen Rummel durchschaut hatten.
Die kommen dann mit ihren sicher sehr “wesensstarken” Hunden nicht mehr wieder. (Die völlig Gelassenen sind mit ihren ganz gelassenen Hunden gar nicht erst erschienen.) Da schlummert also ein großes Potential womöglich erstklassiger Hunde, deren Besitzer sich aus guten Gründen verweigern.

Bleibt die Frage: Wozu das ganze Ausstellungsunwesen? Nun, da sind die Meldegebühren, die Eintrittsgelder, die zahlreichen Firmen, die ihre Produkte rund um den Hund in angemieteten Kiosken anbieten, die Würtchenbuden und Gaststätten; was es eben so alles gibt. Auf einem Jahrmarkt.

Auf Jahrmärkte gehe ich schon lange nicht mehr. Jeder weiß doch: Man wird dort beschummelt von allen Seiten. Und die Schummler wissen, dass der Beschummelte das weiß, daß er beschummelt wird. Und so frage ich mich: Was soll ich da?”

Mutige sollten versuchen, das ganze Buch zu lesen.

Über Showerfolge freuen…

aber natürlich freut sich jeder über einen Erfolg mit seinen Hunden. Wer das Hobby gewählt hat, darf sich freuen, auch darf sich ein Züchter über Erfolge freuen, das ist nur recht und schließlich erfordert alles einen großen Aufwand, sowohl bei den Züchtern als auch bei den Besitzern. Ohne die Besitzer haben Züchter nichts, wenn es um die Erfolge geht, nicht wahr?

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Die Jagd nach eigener Anerkennung ….

Es geht doch aber darum, dass die Jagd nach Erfolgen nicht zu einem allbestimmenden Thema im Leben eines Hundehalters werden darf, wo deshalb ein sg  einer verbalen Exekution gleich kommt. Hallo? Es ist eine Schau, eine Schau. Hier wird in der Tat alles gezeigt. Nicht nur die Hunde, sondern vor allem auch das vorhandene oder eben fehlende Benehmen und der verlorene Anstand und Respekt. Da werden irgendwelche Wertnoten von Schaubewertern, die irgendwelche Hunde in einem momentanen Wettbewerb vergleichen und aufreihen, wie eine Kriegserklärung aufgefaßt. Und dann schäumt die Umgebung und schlägt an der Ringseite um sich, als ginge es um Leben und Tod.

Wie lächerlich ist das? Wer sich in den Ausstellungsring begibt muss eben wissen, dass er von dem Richter abhängig ist. Wer auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten mitmischt, darf sich nicht empören, wenn sein eigener Hund ungerecht, falsch oder wie auch immer anders bewertet wird, als es dem Besitzer lieb ist.

Es erinnert mich an alte Zeiten, wenn Leute auf mich zukamen und wissen wollten, was ich von ihrem Whippet hielt…rassetypgemäß natürlich. Niemand wollte eine wahre Antwort hören!! Niemand. An einer Show kann aber nur einer in der Klasse gewinnen, selbstverständlich sind alle anderen dann enttäuscht. Genau diese Ent-täuschung wollen sie aber nicht.

Da sich jeder über den Erfolg des eigenen Hundes freut, könnte man sich dann nicht für den anderen mitfreuen? Auch wenn der Erfolg nicht gerechtfertigt erscheinen mag, weil es ja nicht den eigenen Hund getroffen hat? Nein, kann man also nicht.

Vielleicht merkt man einmal durch Nachdenken, wie lächerlich das alles ist.

Whippets: Vom Vollblut zum Kaltblut

Ich möchte nocheinmal meinen Artikel vom 27.2.2007 veröffentlichen. Es liegen inzwischen gute 7 Jahre dazwischen und vielleicht können einige Leser meine Ausführungen heute besser nachvollziehen…. Aktuelles Anschauungsmaterial finden Sie in den Fotoalben, die ich bei facebook verlinkt habe, insbesondere Donaueschingen 2015.

Bildschirmfoto vom 2015-08-24 08:58:21

Vom Vollblut zum Kaltblut

An der Entwicklung der Whippetzucht in den letzten 30 Jahren zeigt sich, wie eine Auslese auf einen bestimmten Konstitutionstyp Veränderungen hervorbringen, die sich schnell manifestieren. Da ich nun schon einige Zeit dabei bin, und das werden mir alle mit gleichen Erfahrungen bestätigen können, stelle ich fest, dass sich die Rasse allgemein doch sehr verändert hat. Am auffälligsten ist die Veränderung im Wesen, die einhergeht mit der Veränderung des Konstitutionstyps.

Veränderungen betreffen jede Rasse, was nur natürlich ist, da wir Menschen selektieren, d.h. nur die “Besten” auswählen und damit züchten. Was das “Beste” ist, zeigen uns in der Regel die Ergebnisse und Erfolge, die uns Zuchtrichter vorgeben, in dem sie ihre Sieger präsentieren und sich die Züchter vornehmlich daran orientieren.

Was wir nicht wollten, waren Whippets von einem überfeinen Typ, jene, die man damals als windspielhaft bezeichnete. Übertypisierung bringt Extreme hervor. Besonders dünne Haut – auch besonders dünne Nerven! – und zarte Laufknochen, Grazie und Eleganz wo man hinsah. Entsprechend elegant und trocken waren die Körper der Whippets, d.h. dass die Haut dünn war nicht nur Muskeln sondern auch gut durchblutete Adern sichtbar werden ließ, alles ohne ein Gramm Fett. Also eigentlich all das, was einen Vollblüter ausmacht.

Ein Vollblut können wir uns alle besser beim Pferd vorstellen. Wir kennen die feinnervigen Galopper, klein, feine Knochen, dünne Haut, elegant, leichtfüßig, kleine Hufe, agil, explosiv, jederzeit bereit davonzupreschen und höchste Schnelligkeit zu entwickeln. Das Warmblut ist eine gemässigte Variante, stärker, weniger “aufgedreht”, weniger elegant, schön und leistungsstark und für den Reitsport besser geeignet, als der Galopper. Das Kaltblut ist das ganze Gegenteil vom Vollblut, groß, schwer, gedrungen, unelegant, starke Knochen, zum Ziehen von Kutschen und schweren Karren, behende im Temperament.

Zurück zu den Whippets. Als Windhund gehört der Whippet zum Vollblüter. Wieviele solcher Vollblüter sehen wir heute noch im Ring? Und wenn, dann will man sie nicht mehr und das ist für meine Vorstellung von einem Whippet mehr als bedauerlich. Schon vor Jahrzehnten warnten britische Whippetkenner davor, aus dem Whippet kein Brauereipferd zu machen.

Die Forderungen im Standard haben sich nicht verändert, nur unsere Sichtweise. Der Standard will noch immer den Whippet, als ausgewogene Kombination von Muskelkraft und Stärke mit Eleganz und Grazie der Umrisslinien. Für Geschwindigkeit und Leistung gebaut. Jede Form der Übertreibung muss vermieden werden.

Damals wollte man weg von den überfeinen Typen, wollte mehr Körper (Substanz) und Nervenstärke. Das war auch notwendig, aber wie so oft schießen wir über das Ziel hinaus. Wenn wir heute Whippets auf den vorderen Plätzen finden, die breit, stark und schwerer sind, finden wir es normal. Wenn wir eine schwungvolle Linie sehen, ist sie uns befremdlich, weil wir uns an die langen Rücken mit mässig aufsteigender Unterlinie gewöhnt haben und viel body sehen wollen. Wenn wir elegante Whippets sehen, fehlt uns die Substanz, doch sehen wir Substanz fehlen Grazie und Eleganz. Natürlich ist es schwierig sich hier auf eine Ausgewogenheit zu einigen. Doch genau hierin liegt ja der Reiz der Zucht.

Ich habe einige Whippets verfolgt und mir diese eingeprägt, die mich damals aufgrund ihres Formats recht schockiert haben, die aber von den Richtern geradezu wie eine Offenbarung gefeiert und vorn platziert wurden. Hündinnen wie Rüden. Deren Nachkommen werden heute präsentiert und die wiederum zeigen noch mehr an Substanz als schon die m.E. damals “bedenklichen” Ausgangstiere.

Wenn beispielsweise Whippetliebhaber heute nach vielen Jahren der Auszeit an den Ring kommen, dann bleibt ihnen der Mund offen stehen. Was wir regelmässig über einen längeren Zeitraum schleichend mitbekommen haben, versetzt Kenner, die längere Zeit nicht dabei waren in Angst und Schrecken. Wo sind die Whippets geblieben? Ich sehe hier schöne Hunde, aber keine Whippets!

Das haben mir etliche Whippetliebhaber und Zuchtrichter gesagt, aus nah und fern. Die Fehler liegen nicht bei den Richtern, die m.E. einen Trend setzen wollten, sondern bei den Züchtern, die nicht die wenigen substanzvollen Exemplare für ihre feinen und zarten Whippets als Zuchtpartner einsetzten, um einen Ausgleich zu schaffen, sondern mit den Schweren (den Siegern) genauso schwere Exemplare (auch Sieger) anpaarten.
Whippetzucht sollte sich m.E. also nicht nur an dem Trend festmachen, sondern muss sich an dem Idealbild der Rasse orientieren. Deshalb sind verschiedene Whippettypen unabdingbar und gleichberechtigt. Doch wer sieht das ein, wenn er einen Whippet züchten will, der im Ausstellungsring Erfolg haben soll?

Der Standard ist und bleibt die Leitlinie und manchmal denke ich, haben wir unsere Vorgabe vergessen.
Schade!

Ursula-Udo- Namen für Whippets?

Nein ich glaube es ja nicht, da bekomme ich wieder eine audiodatei von…nach ratet mal von wem?
Natürlich von …
Doreen….

Cruft’s Whippet BIG2

Das Gruppenrichten mit Carla Molinari an Cruft’s kann man im Video anschauen. Die klassische Whippethündin Demerlay Armabay Billie Jean wurde Best of Breed und konnte Zweite der Houndgroup werden.

Bildschirmfoto vom 2015-03-08 11:32:07
Gangwerksscreenshot von Demerlay Armabay Billie Jean

Whippet beweist Größe

CIMG6589aFoto: Superfly’s Tobija mit 5 Monaten

Tobija beweist Größe. Nicht in Zentimetern gemessen. Größe kann etwas ganz anderes bedeuten. Tobija steht hier auf zwei Beinen und macht sich ganz groß. Äußerlich.

Wirklich groß ist er in seinem Wesen, seiner Freundlichkeit, seinem Verhalten gegenüber Simon und seinen Menschen. Das wäre dann, was ich Charaktergröße nennen würde. Dank für das Foto an Elke.

Die tatsächlich gemessene Körperhöhe, also das Widerristmaß, die Tobija und Geschwister erreichen werden, läßt sich gut an. Ich bin sehr gespannt, was dieser Wurf am Ende in der Größe erreichen wird. Es sieht sehr vielversprechend aus in Bezug auf “moderat”. Das würde mich besonders freuen und dann auch im Hinblick auf die Zuchtauswahl meinen Vorstellungen entsprechen. Wir sind gespannt!

Whippetgangwerk unterscheiden

Vor einigen Jahren habe ich Fotos im Ring gemacht und danach diese einfachen Skizzen angefertigt. Das Gangwerk des Whippets sollte mühelos sein und größtmöglich viel Boden decken ohne Anstrengung. Gesund und wirtschaftlich sozusagen, ohne Übertreibungen.

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Am Gangwerk erkennt man den harmonischen und whippet-funktionalen Bau des Hundes und teilweise auch die Anstrengung, sofern er mehr leisten muss, als seine anatomischen Voraussetzungen zulassen.

Wenn die Proportionen nicht harmonisieren muss der Hund irgendwo anders ausgleichen. Das bedeutet mehr Muskelarbeit und Kraftaufwand, was eben nicht kraftsparend und wirtschaftlich ist.

Es sieht beinahe gleich aus, ist es aber nicht.

Keine der Skizzen zeigt ein steppendes Gangwerk und alle diese Hunde waren Spitzenplatzierungen. Auf den ersten Blick gehen sie doch alle gut und alle haben eine relativ einheitliche Schrittweite vorn und hinten und doch ist es ganz anders. Es gibt einige Richter, die ein korrektes Whippetgangwerk erkennen können!

Ich geb gern einmal meine Einschätzung zu den oben gezeigten Skizzen, weil mir so oft von Interessierten gesagt wird: “das sehe ich nicht”. Also dann:

a Der Hund bekommt viel Schub aus der Hinterhand, hat aber Mühe die Vorhand nah genug auf den Boden zu bringen und holt deshalb zu weit aus. Die Oberlinie wird flach, er kann die Spannung nicht halten.

b Der Hund läuft gleichmässig, gleiche Schrittweite vorn und hinten und die Rückenspannung bleibt. Wenn der Hund seine Umrißlinien auch in der Bewegung behält ist das Gangwerk mühelos und wirtschaftlich, also ohne Anstrengung.

c Der Hund ist  kurz in der Lende und zu hochläufig und die Kraftübertragung von Hinterhand zur Vorhand wird kompensiert, weil die Vorhand nicht im gleichen Maße den Schwung auffangen und in die Bewegung weiterleiten kann.

d Der Hund hat zu lange Unterschenkel (übertriebene Hinterhandwinkelung) und der fehlende Schub aus der Hinterhand muss durch die aufwendige Aktion in der Vorhand kompensiert werden. Der Rücken fällt ab, weil die Vorhand die Arbeit der Hinterhand übernehmen muss. Der Hund zieht sich praktisch vorwärts, anstatt nach vorn katapultiert zu werden.

Nun könnte man sagen, das ist ja alles nur für die Show.

Nein, je gesünder ein Hund gebaut ist, umso gesünder, bewegt er sich und umso weniger Abnutzungserscheinungen, Überbeanspruchung und Verschleiß durch Kompensation erfolgen muss, umso besser für Hund und Halter.

Es gehört also mE bei der Whippetzucht auch dazu, immer auf ein whippettypisches Gangwerk zu achten, wenn Verpaarungen geplant werden. Hier fängt jetzt das Dilemma an. Nur weil ein Whippet durch den Ring traben kann wie ein jeder anderer Showhund, muss er kein typisches Whippetgangwerk haben. Und je weniger Richter und Züchter sehen können, was whippettypisches “gesundes” Gangwerk ist, um so häufiger sehen wir einen ausgreifend gehenden Hund ohne Leichtfüssigkeit, ohne Anstrengung, nicht greyhoundlike sondern whippetlike eben.

 

 

Epitome of Elegance

Es gab einmal einen schwarzen Afghanenrüden, der mit dieser Beschreibung beworben wurde: Epitome of Elegance und es gab damals in der Windhundszene einige Aufregung darüber. Es war zu “überkandidelt” sagten die einen, absolut zutreffend die anderen, aber mir ist das vielleicht auch deshalb so stark in Erinnerung geblieben, weil die Leute sich darüber so ereiferten. Nun ja. Ich fand die Reaktionen höchst amüsant, denn dieser Rüde war in der Tat extrem elegant. Ob nun ein Afghane so sein sollte, darüber stritten halt die Leute auch.

Heute kann ich nachempfinden, was die Züchterin damit ausdrücken wollte. Whippets, so habe ich es gelernt und so fordert es immer noch der gültige Standard sollen mitbringen: Ausgewogene Kombination von Muskelkraft und Stärke mit Eleganz und Grazie der Umrisslinien. 

Die Muskelkraft und Stärke findet man, aber m.E. auf Kosten von Eleganz und Grazie

Hier sind zwei wunderschöne Fotos von Gunnar, die ich einmal wirken lassen möchte.

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Edgar (Superfly’s Mr.Spock), Foto: Gunnar Lehmann

Ein Inbegriff von Eleganz.

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Edgar beobachtet etwas, Foto:Gunnar Lehmann

Ja, das ist es. Das ist es, was ich mehr und mehr vermisse bei vielen, vielen Whippets heute. Das gehört doch zu einem Whippet, dass er auch elegant ist als Windhund.

Die Eleganz und die Grazie, wo ist sie geblieben?

 

 

 

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