Mehrwhippethaltung erfordert Führungsqualität
Whippetbesitzer haben es schon immer gewusst: Im Sträußchen lebt es sich besser. Einzelhaltung von Hunden im allgemeinen und von Whippets im Besonderen ist eine Sache der Einstellung und vor allem der Möglichkeiten. Wer seinen Whippet tagsüber mitnehmen kann und um sich hat, kann dem Hund alles bieten, was er für ein glückliches Hundeleben braucht. Viele berufstätige Whippethalter haben das praktiziert und bewiesen. Aber eines haben sie wohl alle immer im Sinn: Wo findet mein Whippet auch einen gleichwertigen Partner zum Spielen und Rennen, zum Schnüffeln oder gar Kuscheln? Beim letzteren wird die Sache schwierig, denn nicht alle Hunde mögen engen Kontakt und schätzen das Zusammenliegen so, wie es ein Whippet mag. Rennen und Spielen wird in der Regel durch Kontakte zu anderen Whippethaltern schneller ermöglicht werden können.
Doch bei vielen Whippetbesitzern mehrt sich der Wunsch ihrem Hund einen Zweiten dazu zu gesellen.
Ein Whippet in Einzelhaltung oder zu mehreren?
Ganz sicher ist ein zweiter Whippet nicht nur zum Rangeln und Rasen vorteilhaft, es stärkt den Einzelhund, bietet Abwechslung, vor allem innerartliche Sozialkontakte und eine höhere psychische und physische Auslastung. Nun kommt in der Regel ein zweiter Whippet zu einem ersten hinzu, bestenfalls wenn dieser selbst kein Junghund mehr ist. Im günstigsten Fall sollte er auch dem gleichen Geschlecht angehören oder kastriert sein. Damit das Zusammenleben dann auch harmonisch und beglückend sowohl für Hunde als auch Halter wird, spielt eine Voraussetzung die herausragende Rolle, die Führungsqualität.
Das ist ein nicht gern gehörtes Wort, weil es so etwas wie Druck, Strenge, Einengung oder Macht vermittelt. Der unschlagbare Rudelführer zeigt sich immer noch beim Wolf. Menschen können da nicht mithalten, sie können aber von ihm lernen. Sie tun es aber leider selten, wenn es um ihren eigenen Hund geht. Gerade bei Windhundhaltern hat die “Partnerschaft auf Augenhöhe” und das Durchgehenlassen von Eigenarten einen hohen Stellenwert und alles, was nur im Entferntesten mit Führung, Rangordnung oder Gehorsam zu tun hat, wird für die zarte Whippetseele absolut verworfen oder zumindest in Frage gestellt. Ein schwerer Fehler, denn Leidtragende sind die Whippets. Wer in einem Hund einen gleichwertigen Partner sieht, vermenschlicht den Hund und verursacht dadurch soziale Unsicherheit und psychische Instabilität.
Was bedeutet Führungsqualität?
Wie alle Hunde stammt auch der Whippet vom Wolf ab und ist damit ein höchst soziales anpassungsfähiges Rudeltier. Das ist auch der Grund warum ein Hund noch immer mit uns Menschen auskommen kann, aber im gleichen Maße wie Psychische Erkrankungen bei Menschen ansteigen, so nehmen gleicherweise die Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden zu. Wer so scherzhaft sagt, “Der Hund ist auch nur ein Mensch” kommt dabei auf seine Kosten.
Führungsqualität hat etwas mit Berechenbarkeit, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit zu tun und dadurch wird Vertrauen aufgebaut. Hund oder Mensch können nur vertrauen, wenn das Gegenüber berechenbar, aufrichtig und zuverlässig ist, wenn seine Gesten und Mimik, seine Körpersprache und sein Handeln immer übereinstimmen. Eine Führung erfolgt also durch natürliche Autorität, die für den rein biologisch reagierenden Hund ablesbar, berechenbar und zuverlässig ist. Es bedarf eines sicheren, aufrechten Auftretens mit innerer Ausgeglichenheit und Entschiedenheit, die der Hund liest und umsetzen kann und auf die er sich auch verlassen kann. Das gibt ihm sowohl Sicherheit als auch Freiraum zur Entfaltung seiner Bedürfnisse und damit ein artgemässes Hundeleben, soziale Sicherheit und psychische Stabilität.
Was ist zu beachten, bevor der zweite Whippet ins Haus kommt?
Der Halter sollte in jedem Fall ein sozial kompetenter Hundebesitzer sein, d.h. er hat gelernt nach welchen Regeln Hunde sozial interagieren und die Hunde- und Körpersprache kennt. Führung und Bindung sind unverzichtbarer Bestandteil bei der Hundehaltung. Wer die Nr.1 bei seinem Hund sein will, muss für den Hund erkennbare Entscheidungen treffen, die für den Hund Autorität und Verlässlichkeit bedeuten. Als soziales Rudeltier ist der Hund auf eine Leitfigur angewiesen. Das gibt ihm Sicherheit und er kann und wird sich gern vertrauensvoll unterordnen. Das Gegenteil sind Inkonsequenz, Unsicherheit, Unentschlossenheit und Nachgiebigkeit. (Ach, er guckt doch so süß.)
In diesem Fall könnte ein Einzelhund die Fehler seines Problem-Menschen nicht nur mit sich selbst ausmachen, sondern auf den zweiten Whippet übertragen. Hier ist also ehrliche Selbstdiagnose angezeigt und Schwächen sind auszugleichen. Die Schwäche besteht meistens darin, dass dem Hund zu wenig zugetraut wird, so baut sich Unsicherheit und Angst auf, die wiederum den Hund verunsichert.
Der ältere Whippet sollte möglichst gut geführt sein, d.h. mit seinem Besitzer/oder seiner Familie in einem guten Vertrauensverhältnis stehen und die Regeln kennen, die ihm gesetzt wurden. Der bereits integrierte Whippet hat sich dem Leben und Tagesablauf angepasst und seine Gewohnheiten. Schlechte Angewohnheiten werden von einem zweiten, sofern er auch noch ein Welpe ist, möglicherweise schnell ab geschaut und nachgeahmt. Bevor also ein zweiter Whippet ins Haus kommt, sollten Verhaltensweisen und die Gründe dafür erkannt und beseitigt werden. Notfalls mit einem Tierpsychologen oder einem guten Hundetrainer, der auch den/die Besitzer trainiert und ihnen hilft eigene Führungsschwächen zu erkennen.
Auch wenn ein Welpe zu einem Whippet hinzukommt, ist er anfangs einmal eine Konkurrenz für den Ersthund. Ignoranz, Ablehnung und evtl. Zurechtweisungen müssen einkalkuliert werden. Die Aufgabe des Besitzers muss es sein mit Einfühlungsvermögen den älteren Hund nicht an die zweite Stelle zu setzen bzw. durch Beobachtung erkennen wie und wann er seine eigene Position verteidigt. Bei einem Welpen ist das Zusammenführen wesentlich einfacher, da der ältere Hund automatisch das Vorrecht hat. Sowohl der Welpe als auch der erwachsene Whippet lernen sehr schnell, dass sie nun zu zweit sind und somit werden sie sich auch schnell arrangieren…und letztendlich auch glücklich sein.
Wenn zu dem ersten Whippet ein Erwachsener hinzu kommt, muss diese Zusammenführung mit größerer Sorgfalt und Aufmerksamkeit geschehen. Das Kennenlernen der Hunde sollte immer auf einem neutralen Gelände stattfinden, um mögliche Territorialkompetenzen zu vermeiden. Die Whippets, je nach Alter und Erfahrung, brauchen eine gewisse Anlaufzeit um sich ab- und einschätzen zu können. Erst wenn die Hunde sich kennen, sollten sie gemeinsam in Garten und Haus gebracht werden. Trotz guten Einvernehmens ist eine mehr oder weniger effektive Ressourcenverteidigung durch den Ersthund zu erwarten.
Zwei Whippets sind anders
Bei der Mehrwhippethaltung ist die Führungsqualität des Besitzers wesentlich wichtiger. Ist bereits keine Struktur zwischen Besitzer/Besitzern und Ersthund vorhanden, wird der Zweite in eine Rolle gedrängt, in der er keine Sicherheit empfindet. Vielmehr wird die chaotische Führungslosigkeit für den Hund zu einer starken inneren Belastung. Ein Hund kann nervlichen Druck und Unbehagen jedoch nicht so kommunizieren, wie wir Menschen es tun. Seine Reaktionen werden dann häufig fehlinterpretiert: vermehrtes Kratzen, Hecheln, Aufreiten, Verkriechen, Appetitlosigkeit, Unruhe, Nervosität, Übersprungshandlungen.
Fühlen sich zwei Whippets wohler? Die Entscheidung für einen zweiten Whippet sollte nicht aus egoistischen Gründen erfolgen, sondern immer nur dem rassegerechten Wohlbefinden geschuldet sein.
Drei oder mehr Whippets sind ein Rudel
Ohne Führungsqualität geht hier gar nichts. Ab drei Whippets haben wir eine Gruppe oder ein Rudel. Die Eigendynamik ohne Führung kann zu einem Haufen asozialer Hunde führen, mit allen Problemen, die sich dann potenzieren.
Die Rudeldynamik darf nicht unterschätzt werden.
Schlussfolgerungen
Der Whippet zählt zu den Rassen, die zugegebnermaßen von ihren Haltern schon recht grenzwertig behandelt wird; will sagen: Die Zugeständnisse der meisten Besitzer, die ihr Bett mit dem Whippet/den Whippets teilen, sind inzwischen eingebürgert. Natürlich kann Whippet auch sehr gut in den eh für ihn besonders weichgepolsterten Körbchen liegen, aber nein wir teilen meist selbstverständlich Sofa und Bett mit ihm. Dieser Umstand allein, zumindest bei dieser Rasse, führt noch nicht zu Verhaltensauffälligkeiten. Im Gegenteil meine ich, dass der dazugehörende Whippet von sich aus den Körperkontakt zu seinem Menschen sucht und damit ein wichtiges Bedürfnis befriedigt wird.
Jedoch erscheint mir das im Bettschlafen als Einstiegsdroge. Erst macht er sich wie selbstverständlich immer breiter im Bett, dann folgt das Betteln am Tisch, das Mäkeln beim Füttern, Eigensinn beim Auslauf und so steigert sich das alles bis der Hund der Chef ist und, wenn er Potential besitzt, übernimmt er die Führung. Deshalb müssen konsequente Grenzen gesetzt werden, bis hierher und nicht weiter. Bett ja, aber nicht so, dass Hunde sich aalen und der Besitzer nur noch 15 cm Platz hat. Ende heißt Ende und Schluß heißt Schluß! Entschiedenheit ist gefragt.
Das Sozialverhalten des Whippets mit seiner Anhänglichkeit, Anpassungsfähigkeit, seiner Lernbereitschaft und trickreichen Intelligenz verführen dazu, in dem Hund ein echtes Gegenüber zu sehen. Wir Menschen hätten es doch so gern so. Aber der Hund ist und bleibt nur ein Hund und kann sich nicht vermenschlichen. Er kann nur das tun, wozu wir ihn ermuntern, indem wir unsere Rechte immer weiter an ihn abtreten. Wenn er beispielsweise im Bett liegen darf, interpretieren wir seine Expansionstendenz als Bedürfnis. Tatsächlich dient es aber als Abgleich des Sozialstatus. Der Mensch ist aufgefordert hier die entsprechende Antwort zu geben. Eine stabile Rangordnung ist für den Hund biologisch sinnvoll. Nur wenn alle ihre Rangposition kennen, kann man sich im Ernstfall vollendst aufeinander verlassen.
So können wir natürlich immer mehr uminterpretieren, wodurch jedoch dem Hund eine Rolle aufgezwungen wird, an der er scheitern muss. Ein Hund ist nicht fähig ein Mensch-Hunde-Rudel zu führen!!! Er wird es aber, genetisch so programmiert, und muss dann all das regeln, was zu einer Rudelgemeinschaft gehört, was Mensch offensichtlich versäumt. Eine völlige Überforderung für den Hund. Letztendlich werden wir ihm auch noch die Schuld dafür geben, denn ER muss in Behandlung, Therapie oder wird vollgestopft mit Heilmittelchen.
Da immer mehr Menschen auf den Whippet kommen und auch einen Zweiten dazu nehmen wollen oder das planen, wollte ich das Augenmerk auf die menschlichen Schwächen legen. Ganz besonders deshalb, dass Whippets nichts sorglos angeschafft werden und der Besitzer dann überfordert ist. Letztendlich sind Problemhunde immer eine Folge von Problemmenschen, weil sie ihrem Hund nicht das geben können, war er zwingend braucht. Weil sie nicht einsehen, dass ein Hund gerade die Führungsqualität dringender braucht als jede Streicheleinheit.
©Marianne Bunyan
Ich kann diesem Artikel nur voll zustimmen! Leider assoziieren viele Hundehalter “Führung” mit Zwang, Strafe, Lieblosigkeit oder gar Quälerei. Dabei ist ein guter Rudelführer eher ruhig, gelassen und souverän. Nur wer unsicher, gestresst und ängstlich ist wird mit Gewalt und Zwang seine Führungsposition durchsetzen wollen/müssen. Wer hingegen souverän und ruhig auftritt, wird von Hunden meist automatisch als Rudelführer anerkannt, und muss deshalb auch nicht jede Kleinigkeit und Regelverstoss sofort ahnden. Man kann auch mal ” Fünfe gerade sein lassen”, ohne das der Hund gleich meint er könne jetzt sich alles erlauben. Meist reicht ein Blick oder eine Geste und der Hund weis genau, dass er dabei ist eine Grenze zu überschreiten. Wir haben das mit unserer Whippetmaus von klein auf so praktiziert und müssen ihr deshalb äußerst selten noch klarmachen, wo die Grenzen verlaufen – sie weis es ganz genau und ist deshalb ein sehr ausgeglichener und ruhiger Hund, den man problemlos überall mit hinnehmen kann. Überhaupt glaube ich dass der grösste Fehler ist, den viele Hundehalter begehen, dass sie versuchen über Sprache mit ihrem Hund zu kommunizieren. Ein Hund wird auch nach jahrelangem auf ihn Einreden immer noch kein einziges Wort von dem Verstehen, was man sagt. Ein Hund kann aber sehr gut die Stimmung und Haltung seines Menschen verstehen und lesen, weshalb Worte meist Überflüssig sind. Jeder hat das schon erlebt: Halter die ihren Hund zigmal rufen und er kommt einfach nicht. Das funktioniert bei einem Kind vielleicht, aber der Hund hat keine Ahnung, dass das ständige rufen “Fifi, komm her” bedeuetet, dass er herkommen soll. Einen Hund sollte man nur rufen wenn er auch kommt, sonst lernt er nur:” Solange Frauchen/Herrchen ruft, kann ich ruhig weiter machen was ich will”
ICH BIN AUCH EINE WHIPPET HALTERIN VON 2 WHIPPETS SIE SIND SCHWESTER UND BRUDER GLORIA UND QUENTIN
DAS SIND AUCH HUNDE FÜR DIE THERAPIE BEI MIR DENN ICH BIN IMMER IM ROLLSTUHL DIE HUNDE MACHEN MIR VIEL FREUDE UND SIE KÖNNEN DAS LICHT AUS UND EIN MACHEN WENN DIESE HUNDE RASSE WHIPPETS MEHR ALS THERAPIEHUNDE VERWENTET WIRD DAS WERE DOCH SEHR SCHÖN
[…] ist nie genug und einmal Whippets, immer Whippets, das gilt für Monika, die ein Vorreiter in der Mehrwhippethaltung unserer Besitzer […]
Super Aussage. Es gibt nicht mehr zu sagen. Habe einen 4 Monate jungen Whippet (Rüde)
Klare Kante. 👍🏼