Ungeduld in der Hundezucht

In Zeiten sekundenschneller Informationsübermittlung ist alles auf click verfügbar. Jede Ahnentafel, jedes Foto, nahezu jeder Kontakt zu allen beliebigen Züchtern…

Als ich mit Whippets anfing, musste ich Wochen warten, bis ich eine Antwort bekam, Übersee dauerte unendlich lange, trotz sogenannter Luftpost. Aus England gab es handgeschriebene Pedigrees und wenn man Glück hatte auch ein schwarz-weiss Foto des Hundes, über den man Auskunft haben wollte.

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Handarbeit -heute unvorstellbar dank der wunderbaren Datenbank mit Testverpaarungsmöglichkeit

Mühselig war das Zusammentragen von Infos, aber es war auch immer eine sehr große Freude, wenn Briefe an kamen. Die Ahnentafeln und Fotos wurden wie „Schätze“ studiert und aufbewahrt, sorgfältig in Ordnern zusammen mit dem Briefwechsel. Es wurden selbst Ahnentafeln in müseliger Kleinarbeit gebastelt, wenn man Verpaarungen plante. Durch das ständige Schreiben und Wiederholen haben sich einzelne Hunde mitsamt ihren Vorfahren regelrecht ins Gehirn eingebrannt.

Die englischen oder schwedischen Jahrbücher über Whippets wurden so oft gelesen, dass man genau wusste auf welcher Seite welches Foto war. Die wenigen englischen Bücher über Whippets waren ein Dauernachschlagewerk und bestimmte Sätze haben sich ebenfalls durch ständiges Lesen im Kopf festgesetzt, die Erfahrungen anderer Züchter wurden dann wiederum mühselig und zeitaufwendig mit wiederum anderen Züchtern diskutiert, ob nun in Holland, Belgien, England, Schweden oder USA. Extrem beschwerlich war es an Informationen zu gelangen, doch dafür wurden diese auch verarbeitet und verinnerlicht.

Nein, ich klage überhaupt nicht. Ich trauere auch niemals alten Zeiten hinterher. Ich stelle nur fest.

Auch stelle ich fest, wie schwer es heute für viele Menschen ist, einen kompletten Text zu lesen und dann auch den gesamten Inhalt zu erfassen. Irgendwann lässt zu schnell die Aufmerksamkeit nach. Der große Nachteil der massenhaft schnell verfügbaren Informationen zwingt das Gehirn zur Selektion. Nur noch headlines lesen oder noch besser Fotos betrachten…Alles schnell verfügbar, kann auch zu überschnellen Entscheidungen führen. Zucht heißt aber in Generationen denken.
Sie sehen, meistens ist weniger mehr!

Ich will jetzt nicht über Deckpraktiken auf Parkplätzen oder hinter der Kantine sprechen, was auch in den Bereich Ungeduld fällt. Auch nicht über die Anmeldung eines Zwingers nach Übernahme eines Welpen ;-). Just saying.

Prognosen über Welpen

Ich weiß, dass mich einige belächelt haben, wenn ich im zarten Welpenalter schon irgendwelche Prognosen über die Entwicklung der Hunde abgegeben habe.

Nun, es hat sich sehr oft genauso bewahrheitet und das nicht nur vom Exterieur aus, sondern auch vom Charakter und Verhalten.

Im letzten Wurf war Talmai der in sich stimmige Showman, da war es mir klar, dass da nichts gerückt und gestellt werden muss, um in allerbester Manier auf vier Pfoten zu stehen und dabei nahezu perfekt auszusehen.

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Superfly’s Talmai, praktisch, klassisch, Whippet

Talmai macht meiner Schwester so eine große Freude, weil er einfach ein liebenswerter toller Superfly’s ist. In der achten Generation gezüchtet, da sollte man schon wissen, was da kommt ;-)….

gestreift, gescheckt und gefleckt

Inzwischen haben wir uns alle daran gewöhnt, dass Whippets gestreift (gestromt), gescheckt oder gefleckt sind in allen Kombinationen. Aber wußten Sie, dass…..?

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eine unmögliche Farbe!! hieß es. Superfly’s Be God’s Glow

Wußten Sie, dass Whippets in den 1970er Jahren sehr argwöhnisch und ablehnend betrachtet wurden, wenn sie nicht einfarbig waren?

Wußten Sie, dass Züchter aus dieser Zeit sowohl gestromt als auch “bunt” ablehnten?

Wußten Sie, dass maßgeblich bestimmende Richter und Züchter in Publikationen die Farbe “weiß” bei Whippets als “moderne Auswüchse” beschrieben haben?

Wußten Sie, dass man in England die sogenannten “true colours” bevorzugte?

Wußten Sie, dass Whippets an der Ausstellung zu dieser Zeit in Deutschland fast nur einfarbig rot/sand mit Maske oder selten auch schwarz waren?

Wußten Sie, dass gescheckte Whippets als Kühe bezeichnet wurden?

Stimmt, denn es gibt auch Kühe in allen möglichen Fellfarben auch gestromt, ebenso wie Pferde und Ziegen…

 

Genotyp bestimmt den Phänotyp

Ein wunderschönes Foto hat Nele geschossen von der kleinen Coco neben Africa. Trotz Altersunterschied ist die Ähnlichkeit verblüffend. Wenn Whippets als eine Familie erkennbar sind, also einen sogenannten Familientyp (Zwingertyp) aufweisen, dann hat der Züchter in dieser Beziehung sein Ziel zu 100% erreicht.

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Coco und Africa, die jüngste und älteste bei Koseilata’s, Foto: Nele Ellerich

Ohne eigenen Typ kein Zuchterfolg

Wie ein Kick und ein Ei sollen Whippets aussehen, die aus einem Zwinger stammen. Das ist die hohe Schule der Hundezucht. Und das funktioniert nur mit einer konsequenten Linienzucht über viele Generationen.

Hierbei wird nicht nur auf das Äußere wie Körperbau und Gangwerk geachtet, sondern hier wird in der Tat das Ideal, was der Züchter vor Augen hat, mit Weitsicht und Planung unter Beachtung der wichtigen Punkte, wie Gangwerk, Charakter und Größe in seinem Zwingertyp sichtbar.

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geschmeidiges “wirtschaftliches” und damit schonendes Gangwerk, Foto: Nele Ellerich

Um eine Idee davon zu  bekommen, was ich meine, dürfen gern die 5-Generationen Ahnentafeln von Coco und Africa genauer betrachtet werden.

Koseilata’s at it’s best.

Anfänge amerikanischer Whippets

Wußten Sie, dass der Whippet in den 1920er Jahren erstmals nach Amerika kam? Er wurde von Einwanderern aus Nordengland mitgebracht oder von reichen Amerikanern für hohe Summen importiert.
…., dass überhaupt kein Zweifel daran bestand, dass die begehrtesten Whippets Rennhunde waren?
…., dass das Durchschnittsgewicht für Rüde und Hündin bei 7,7 kilo lag?
…., dass Whippets bei den Hauptrennen zwischen 10.000lb (= 4kg 535.92g) und 28.000lb (=12kg 700.59g) gewogen haben?
…., dass der amerikanische Standard von 1930 folgende Größenmaße angibt: Rüden 18-20inch (=45,72-50,8 cm), Hündinnen: 17-19inch(= 43,18 cm-48,26cm)?

…, dass  1944 ein Idealmaß angegeben wurde, das auf 19-22inch (48,26- 55,88cm) für Rüden und 18-21inch(45,72-53,34cm) für Hündinnen erhöht wurde?
…., dass von 1930 – 1955 die meisten Whippetbesitzer in Amerika an beidem, Rennen und Ausstellungen, interessiert waren?
…., dass bis zum 2.Weltkrieg bei amerikanischen Whippetrennen gewettet wurde?
…., dass nach dem 2.Weltkrieg das Rennen keine Rolle mehr spielte und die Periode der non-physical (nicht-körperliche Anstrengung) Whippets begann?
…., dass in dieser Zeit auch die beliebten Rivalitäten begannen, wie sehr kleine Whippets (englischer Standard) gegen größere Whippets (amerikanischer Standard), Show-Whippets gegen Rennwhippets, Einzel Prestige einiger etablierter Züchter gegen Eintritt neuer Whippet-Enthusiasten und sozialer und wirtschaftlicher Reichtum führten zu unnötigem “Snobismus”.

 

 

 

Superfly’s Salome im Herbst

Susanne schickt mir wunderschöne Fotos von ihrer Sali. Sie ist eine Tochter von Omnia und das ist unverkennbar.

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Kopfstudie, alle Fotos: Susanne Illich

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Sali in netter Sitzposition

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in natürlicher Haltung

Größe sind eben nicht nur Zentimeter

Diskussionen um Zentimeter sind nicht zu führen mit Leuten, die nicht dasselbe Niveau an Wissen und Erfahrung mitbringen. Wir reden aneinander vorbei.

Es ist kein leichtes Unterfangen, wirklich auch nur annhähernd die Zusammenhänge zu begreifen, die sich im Hundekörper abspielen. Das kann man nicht anhand von Zeichnungen oder Fotos darstellen. Ich habe mich jahrzehntelang gequält, weil ich es verstehen wollte, weil ich meine Hausaufgaben machen wollte, um eben sorgfältig Whippets züchten zu können. Ich bin der Meinung, was immer man tut, sollte man nach bestem Wissen und Gewissen tun und keinerlei Anstrengungen scheuen. Und die größte Herausforderung mir selbst gegenüber war, mir einzugestehen, dass ich nichts weiß. Wer Hunde züchten will, sollte sowohl aus der Verantwortung gegenüber den Hunden, als auch aus der Verantwortung gegenüber den Besitzern! sein Bestes tun, eine ehrliche Arbeit leisten.

Der Hund ist ein so komplexes Wesen, das nicht anhand des Äußeren beurteilt werden kann. Um wenigstens einigermaßen zu verstehen, wie die Abläufe im Körper sind. Um zu verstehen, wie Bewegung im Hundekörper funktioniert, braucht es eigentlich die Kenntnisse eines Biologen und eines Maschineningenieurs, wie Nerven und Muskeln funktionieren die Kenntnisse eines Anatomen, wie Vererbung funktioniert die Kentnisse eines Genetikers, wie Charakter ausgebildet wird die Kenntnisse eines Ethologen usw. usf. Das kann niemand erbringen.

Wir können aber zumindest das lernen: Alles wirkt zusammen und wer sich als Züchter bewähren will, der muss das einfach wissen, dass Größe sowohl auf den Körper, auf das Format, auf die Gesundheit und auch auf den Charakter einwirken!

Schauen wir in den Standard und lesen was unter Fehler steht:

Bildschirmfoto vom 2015-10-29 20:48:20

Warum Größe sehr wohl auch etwas mit Gesundheit und Charakter zu hat.

Es geht nicht darum, was schön ist oder was einem selbst gefällt, es geht darum, dass die Funktion eines Whippets an bestimmte körperliche Merkmale zweckgebunden ist und dass Abweichungen (sprich züchterische Veränderung in der Körperform !) keinen Einfluß auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes haben dürfen.

Der Körperbau entspricht dem Verwendungszweck. Eine Veränderung des Körperbaus führt zu einem handicap.

Der Whippet zählt zu den Windhunden und ist für die schnellste Gangart prädestiniert. Für die Galoppform muss der Körperbau überwiegend quadratisch gebaut sein mit steilen Winkelungen der Gliedmaßen und einem starken flexiblen Rücken sowie einer starken kräftigen Bemuskelung.  Nur die gerade und steile Vorhand  ist in der Lage die enormen Schubkräfte eines Galoppsprungs abzufedern und aufzufangen ohne Einzubrechen.

Stärker gewinkelte Whippets mit eher rechteckigem Körperbau sind für diese Geschwindigkeit gehandicapt. Zum einen wäre das schrägere Schulterblatt hinderlich und es müsste zu viel Muskelkraft aufgebracht werden um in den nächsten Galoppsprung überzuleiten.

Whippets galoppieren gern, das trifft also auf jeden Whippet zu, nicht nur den bei Rennen eingesetzten.

Ist der Whippet in der Körperform durch Zucht in seinem dem Verwendungszweck bestimmenden Körperbau verändert, muss in der Bewegung eine wesentlich größere Muskelkraft aufgebracht werden, was zu schnellerem Verschleiß führt, sprich: krank macht.

Eine zunehmende Größe führt zu einer veränderten Form, eine Veränderung des Formtyps verändert auch den Charakter!

So das wars.

Verantwortungsvoll züchten ohne Größenbeachtung?

Da lachen ja die Hühner, wenn ich das lese zum Whippetmeeting. Die Züchter selektieren auf Idealmaß? (unter anderem natürlich) Ach wirklich? Ich glaube, sie wissen gar nicht mehr wie das Idealmaß lautet.

Weil sie sehen ja keinen ‘Whippet mehr, der im Idealmaß ist. Da kommen dann solche Sätze wie: “Windspiele werden woanders gerichtet.” oder aber von Schaubewertern “ist mir etwas klein”.

Freunde, ihr habt das Maß verloren. Nur weil inzwischen fast alle weit über dem Idealmaß liegen, hat sich das Auge so daran gewöhnt, dass alles, was tatsächlich noch ideal groß ist automatisch als zu klein angesehen wird. Es ist eine Sache der Gewöhnung. Nur hat Gewöhnung ja nichts damit zu tun, ob ein Hund nun ideale Widerristhöhe hat oder nicht. Und weil eben die Messungen immer anders ausfallen, muss man  bzw. sollte man als Züchter sein eigenes Augenmaß abgespeichert haben, egal was der Richter mißt. Und genau das kann er heute nicht mehr lernen….und will es vielleicht auch gar nicht.

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Idealmaße bei Whippets sehen so aus

Denn es ist zuviel geredet worden, dass Größe unwichtig ist. Es ist zu viel gestritten worden, dass Größe nur ein, am besten zu vernachlässigender Punkt in der Bewertung eines Whippets ist. Und die Resultate an den Ausstellungen beweisen sie denn nicht, dass man mit seinem Whippet richtig liegt?

Nein, sie beweisen gar nichts. Die Beweise, dass Größe und Gewicht, das damit absolut verknüpft ist, eben doch einen negativen Einfluß auf den Whippet haben, sehen wir dann bei den Besitzern zu hause und nicht im Ring. Die Leichtbauweise eines aerodynamischen Sprinters ist ein Muss für Gesundheit und Fitness bis ins hohe Alter. Nicht die Schauerfolge. Und nur hierum geht es, den einen, die ausstellen und den anderen die Rennerfolge wollen, kann die Größe auch nur recht sein. 

Wenn wir früher von Übergröße sprachen, dann handelte es sich um einen halben Zentimeter, früher heißt vor ca 35 Jahren. Heute wird sogar die Bezeichnung vermieden, selbst wenn es sich um 55er cm Rüden handelt, die locker 19 kilo oder mehr auf die Waage bringen. Größe spielt keine Rolle. Wer so redet, weiß nicht mehr, was ein Whippet ist. Und kann auch keine züchten!

Es ist so einfach bei einem größeren und schwereren Hund ein “schickes Gebäude und ein noch schickeres Gangwerk” zu fabrizieren. Aber einen Whippet, mit all seinen Fähigkeiten und rassespezifischen Merkmalen im Maß zu züchten, der dann auch noch ein whippettypisches, wirtschaftliches Gangwerk mitbringt, das ist dann eher hohe Schule. Ja, was ist nun ein whippettypisches Gangwerk?  Was ist denn Idealmaß? Was ist denn überhaupt ein Whippet?

Testen Sie sich doch einfach mal. Bitte ohne Nachzudenken schnell mal die Idealmaße für Rüden und Hündinnen aufsagen! Na, wem gelingt’s?

Und mal ein Tipp: Ein Rüde mit Idealmaß geht einem Erwachsenen ungefähr bis zum Knie.

Shiphra’s schicke Tochter

Bei Holger sind sie inzwischen in ihr neues Zuhause umgezogen, die schicken Welpen von Shiphra. Eine kleine zuckersüße Dame bleibt, und das hier ist Sally, die gerade ausgezogen ist und jetzt in der Nähe von Timmy (Superfly’s Timmy) samt ihrem Bruder Clooney wohnt.

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Sally, Foto: Nele Ellerich

Spaßige Momente

Spaß muss sein. Energieentladung ist das Stichwort. Wenn wir unseren Hunden ( und uns selbst auch) nicht erlauben, mal ausgelassen zu sein, dann ist das ein Hundeleben im negativen Sinn.

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erst Buddeln wie ein Weltmeister, jetzt hat er wieder etwas Rücken

John übertreibt gern, wenn er in Rage ist. Whippetmanier halt. Erst buddelt er wie ein Weltmeister und am nächsten Tag dann “Rücken”. Aber das geht auch wieder vorbei.

Simon und Tobija knacken die Luftblasen, bis keine mehr übrig ist.

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Oder die Beeren von den Sträuchern sammeln, das ist auch ein offenbar großes Erlebnis für meine Whippets. Sie ernten in jedem Jahr.

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Omnia hat sich etwas überfressen

Alles ist gut und immer fröhlich bleiben, liebe Whippetbesitzer.

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