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Techniken der Hundezucht widersprechen den Naturgesetzen

Die Auswirkungen von Stress auf Hundezucht und Welpen werden meist nur am Rande oder beiläufig erwähnt. Diesem Thema möchte ich mich einmal näher zuwenden.
Wir machen viel zu viel und der Mensch greift überall ein, wo er meint: Er kann das besser, er kann es beschleunigen oder wenn er nicht eingreift, geht alles schief. Eher ist wohl das Gegenteil der Fall.

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natürlich entstandene und aufgezogene Welpen ohne Stress

Der Decktakt in der Hand des Menschen

Allein die Anweisung „Deckakt mit einem oder mehreren Helfern“ (darüber gibt es Bücher) ist schon Verbrechen gegen das Naturgesetz der natürlichen Fortpflanzung. Hunde vermehren sich und sind völlig allein dazu in der Lage einen Deckakt zu vollziehen. Wenn Rassehunde das nicht können bzw. bei einigen Hunderassen ein natürlicher Deckakt undenkbar ist, dann sollte man die Rasse aussterben lassen. Tun wir das nicht, überschreiten wir eine Grenze, die letztendlich dazu führt, dass wir Hunde künstlich am Leben erhalten mit allen negativen Folgen.

Bleiben wir bei unserer Rasse Whippet. Sie ist noch fähig einen Deckakt völlig selbsständig durchzuführen. Es bedarf weder einer Hilfestellung noch einer Handhabung. Es klappt, wenn wir ihnen Zeit lassen und es klappt wenn die Hündin ihre natürliche Bereitwilligkeit deutlich anzeigt !

Aber schon haben wir das erste Problem: Zeit.

Alles muss schnell, schnell gehen. Oftmals ist eine weite Anreise nötig, die sich nach den Terminen der beteiligten Besitzer richtet und nicht mehr nach den natürlichen Verhaltensweisen der Hündin. Da ist ein kleines Zeitfenster vorgegeben, wo es unbedingt klappen muss. Und schon haben wir das nächste Problem: Deckschwierigkeiten. Diesen begnet man durch Eingreifen und Testen. Wir testen den Progesterongehalt und folgen den Anweisungen der Tierärzte. Aber die Hündin ist trotzdem nicht bereit. Wie kommt das denn? Weil neben der Technik und den Möglichkeiten irgendetwas ausstesten zu können, die Hündin lediglich auf den Hormonstutus reduziert wird.

Progesteronbestimmung

Etliche Züchter meinen, es sei richtig den genauen Deckzeitpunkt per Progesterinbestimmung beim Tierarzt machen zu lassen. Wenn es richtig gemacht wird, muss die Hündin mehrere Male in der Tierarztpraxis verstellig werden, damit Blutentnahmen erfolgen können: Am 7.Tag der Läufigkeit, dann Wiederholung alle zwei Tage bis ein Wert zwischen 4 und 10 ng/m vorliegt. M.E. wieder so eine Technik, die neben den Kosten, was ja dem Tierarzt dient, für die Hündin unnötigen Stress bedeutet. Ein Hund in einer Tierarztpraxis ist immer gestresst, auch wenn er es nicht körperlich durch Hecheln, Zittern oder Unssicherheit deutlich zeigt. Er nimmt soviele Gerüche und Geräusche auf, ggf. jammert irgendein Patient gerade, was alles eine unnötige Belastung ist, die der Besitzer vielleicht gar nicht wahrnimmt. Dann die Blutentnahmen, wer Pech hat muss drei oder viermal erscheinen und seine Hündin pieksen lassen. Was für uns Menschen kein Problem ist, kann für die Hündin eine große Belastung sein. Und kaum hat sie sich von dem Schrecken erholt, wird sie erneut auf den Tisch gestellt und ihr wird in die Vene gestochen.

Warum folgen wir nicht einfach dem Verhalten der Hündin? Wenn diese uns deutlich anzeigt, dass sie deckbereit ist zählen wir drei Tage hinzu und wir haben den richtigen Zeitpunkt. Eine Hündin steht normalerweise über mehrere Tage und bietet sich an, tut sie es nicht, sollte sie nicht zur Zucht verwandt werden, würde ich aus der Erfahrung empfehlen.

Geht aber nicht, sagt der Mensch, denn sein Wille muss geschehen, auf Biegen und Brechen. Dann kommt für die Hündin der Zwang und womöglich das Fixieren. Und schon haben wir den natürlichen Prozess auf brutale Weise unterbrochen.

Das Phänomen der leergebliebenen Hündinnen nach einem Deckakt hat in den allermeisten Fällen damit zu tun, dass wir genau alles machen, was den natürlichen Prozess unterbricht: Die Hündin wird auf Eizellen und Eisprung reduziert. Ihr psychologisches Befinden wird weder beachtet noch berücksichtigt. Da wird die Hündin, die nun läufig ist, herausgerissen aus ihrer Umgebung, getrennt von ihrem Rudel, verladen und transportiert, vielleicht über hunderte von Kilometern und wiederum in aller Hektik in eine ihr unbekannte Umgebung verbracht und nun unter dem Druck und der Anspannung der Besitzer mit Argusaugen beobachtet, ob sie denn nun artig steht. Es muss nicht einmal eine besonders sensible Hündin sein, die davon negativ beeinträchtigt wird. In jedem Fall beeindruckt sie diese Handhabung, so dass ihr natürliches Verhalten gehemmt ist. Dann bedrängt sie nicht nur der Rüde, sondern auch die Erwartungshaltung der Besitzer, die Stimmungsübertragung tut ihr nächstes und alles läuft genauso so ab, wie es eben nicht natürlich ist.

Das Festhalten beim Hängen

Das Hängen ist ein natürlicher Prozess. Auch hier wird eingegriffen, es wird gehalten und gedreht und aufgepaßt, dass sich die Hunde auf keinen Fall von der Stelle rühren. Die Angst, das was geschehen könnte, ist übermächtig. Was soll den geschehen, wenn es sich um eine ganz natürliche Art der Fortpflanzung handelt? Wie viele ungewollte Deckakte hat es gegeben, wo niemand zur Stelle war. Merkwürdigerweise kommt alles perfekt zum Ziel, wenn der Mensch nicht in der Nähe ist. Wenn der Rüde einmal gelandet ist, geht alles wie von selbst. Und wenn die Hündin den Rüden durch das Gelände zieht, bleibt auch alles dran. Aus meiner persönlichen Erfahrung mit diversen Verpaarungen kann ich behaupten, dass alles immer perfekt funktionierte, wenn man die Hunde selbst machen läßt.. Interessanterweise streben die Hunde nur dann auseinander, wenn der Mensch dabei ist. Wenn sie völlig auf sich gestellt sind, dann läuft alles perfekt bis zur natürlichen Auflösung. Warum vertrauen wir nicht den natürlichen Instinkten?

Es hat Deckakte gegeben, die zwischen Tür und Angel stattgefunden haben, weil die Deckbereitschaft der Hündin so stark war, dass keine anderen Umstände sie beeinflussen. So muss es sein. Wenn ausschließlich mit solchen Hündinnen gezüchtet wird, können wir das Thema Deckschwierigkeiten, die nicht anatomischer Art sind und was m.E. beim Whippet auch nicht vorkommt (wer einen Fall kennt, soll es sagen), ad acta legen. Alles andere zeigt sich am Verhalten der Hündin. Gesunde Whippets fangen beim Deckakt an!

Trächtigkeit

Bei einer gesunden Hündin, die sich einfach und problemlos und natürlich hat decken lassen, verläuft auch die Trächtigkeit normal. Wiederum wird hier viel zu viel eingegriffen. Ultraschall!
Warum werden Hündinnen geschallt? Weil der Mensch wieder einmal so früh wie möglich wissen will, ob es nun Welpen gibt. Die Technik macht es möglich. Aber keine Ultraschalluntersuchung kann Welpen in den Bauch der Hündin zaubern. Sie kann nur darstellen, ob welche vorhanden sind. Und das weiß der Züchter auch in ein paar Wochen. Es gibt ja nur eine 50% Chance, aufgenommen oder nicht.

Gerade in der Trächtigkeit gilt ebenfalls, dass die Hündin sich völlig normal und ohne zusätzlichen unnötigen Stress während der Hormonumstellung in ihrem Körper bewegen soll und kann. Trächtigkeit ist keine Krankheit und eine Übervorsorge und Überfürsorge schaden mehr als sie nutzen. Auch das Hinzufügen von zusätzlichen Vitaminen z.B. täglich Vitamin A kann embryonale Entwicklungsstörungen verursachen. Auch andere Toxine, Medikamente, Strahlung, Schimmelpilz, was Hunde in der Trächtigkeit unbemerkt relativ leicht aufnehmen können (Kompost) führen zu diversen Mißbildungen, wie in einem Experiment bestätigt ist. Für meine Betrachtung ist wichtig, dass Stress ebenfalls ein Auslöser für teratogene Wirkungen, d.h. Schädigung embryonaler Zellen, ist. Es scheint nun auch mehr und das Röntgen während der Trächtigkeit gewählt zu werden. Röntgenstrahlung zur „Diagnose der Trächtigkeit“ wird von Tierärzten ohne Hemmungen vorgeschlagen, die allerdings erst ab dem 50.Tag der Trächtigkeit gute Ergebnisse erkennen lassen. Da weiß der Züchter eh, ob die Hündin tragend ist und wenn er es nicht weiß, dann wird es sich in 14 Tagen spätestens erweisen. Geduld ist eine Tugend!

Dabei ist allein die körpereigene Produktion von Stresshormonen schon ein Problem für die Welpen:

„Da Kortison teratogene Wirksamkeit hat, kann theoretisch auch jede Form von Stress, bei dem es zu einer Steigerung der körpereigenen Kortisonproduktion kommt, zu Missbildungen der Embryonen führen“

schreibt Prof. Irene Sommerfeld-Stur.

Resorbieren der Welpen

Wiederum steht Stress hier an erster Stelle. Haben wir schon vergessen, daß wenn die äußeren Einflüsse, die auf den Organismus einer tragenden Wölfin einwirken, zu ungünstig werden, die Trächtigkeit auf eine für das Muttertier unbelastende Methode auf natürlich Art abgebrochen wird? Durch ein stressreiches Umfeld sinkt der Progesteronspiegel und die Welpen werden resorbiert. Wir suchen immer im Detail, aber das Offensichtliche wird übersehen. Die gesunde Psyche unserer Hunde ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine natürliche Trächtigkeit und gesunde Welpen. Wir können alles den Tierärzten überlassen, die auch hier nachhelfen können, aber das mag wohl kaum im Interesse des Erfinders sein.

Einige Züchter haben viele Hunde. Zuviele Hunde, die womöglich noch getrennt werden, weil sie nicht harmonisieren und nicht in einer familiären Rudelstruktur zusammenleben oder ständig wechseln bzw. neue Hunde hinzukommen oder vertraute Hunde ausgegliedert werden, bedeuten Stress. Mit jedem Wechsel oder Neuankömmling oder Abgang muss sich die Rudelstruktur erneut finden. Das dauert bisweilen bis zu drei Wochen. Wenn die Konstante in den Lebensbedingungen fehlt, hat eine trächtige Hündin Dauerstress.

Veränderungen im Umfeld nach dem Belegen, ggf. Trennung von der Familie oder Bezugsperson, Isolation von den anderen Hunden ist ebenfalls ein zusätzlicher Stress.

Das gleiche gilt für das prophylaktische Verabreichen von Medikamenten, Wurmkuren, Impfungen, Floh- und Zeckenmittel, Ultraschall, Röntgen während der Trächtigkeit.

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