Zuchtethik


Was bedeutet Zuchtethik ?

 Hunde leben wie kein anderes Haustier in engstem Familienkontakt mit dem Menschen. Hundezucht bedeutet Verantwortung zu übernehmen für die Nachzucht gesunder, wesensfester und gesellschafts-verträglicher Hunde. Die Hunde müssen aufgrund ihrer genetischen Veranlagung und ihrer Sozialisation beim Züchter die Voraussetzungen mitbringen, sich in die neue Familie möglichst problemlos integrieren zu können.

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Whippetwelpen müssen sozialisert werden und sollten in der Familie aufwachsen

Es ist keineswegs damit getan, eine Hündin und einen Rüden zusammenzubringen und die Welpen zu verkaufen. Hundezucht, will sie den Namen verdienen, ist eine ernsthafte Angelegenheit und keine Spielerei. Auch wenn als Hobby bezeichnet, ist es keine Nebenbei-Beschäftigung.

Vielmehr sind die Voraussetzungen:

  • Interesse am Hund generell
  • einer Rasse besonders zugetan sein
  • Aneignung von Sachkunde
  • alles über die eigene Rasse lernen
  • mit den Hunden leben
  • Verpaarungen sorgfältig planen
  • Würfe züchten, um die Qualität in der
    Rasse zu erhalten oder gar zu verbessern
  • sachgemäße Aufzucht u.Sozialisation
  • sorgfältige Auswahl der Hundeinteressenten
  • Sicherstellung der Welpenabnahme
  • Beratung und Anleitung der Hundebesitzer

Diesem Ziel gerecht zu werden, stellt bestimmte Anforderungen an Zeit, Platz und finanzieller Absicherung. Es dürfen nur soviele Hunde gehalten werden, die intensiv betreut, gepflegt und beschäftigt werden können. Die Hunde sind in den Tagesablauf des Familienlebens zu integrieren. Auch alte und kranke Hunde bleiben beim Züchter.

Herausragendes Kriterium ist, auf die Fehler und Defekte der Rasse alle Aufmerksamkeit zu richten und zu versuchen unter Ausnutzung aller genetischen Möglichkeiten die Rasse hinsichtlich ihrer Gesunderhaltung und Funktionalität zu bewahren.

Der Erfolg der Hunderasse muss über den eigenen Erfolg gestellt werden.

Der Züchter ist moralisch verpflichtet, wenn sich eine Notwendigkeit ergibt, Hunde zurückzunehmen und /oder alles zu tun, einen neuen guten Platz finden zu helfen.

Whippets sollten ausschließlich von Züchtern erworben werden, die sich freiwillig den VDH-Zuchbestimmungen in Deutschland angeschossen haben. Das sind der DWZRV und der WCD.

©Marianne Bunyan

Integrität in der Hundezucht

Jeder Züchter hat bezüglich Umgang mit den eigenen Hunden und deren Haltung schon einmal eine verantwortlichere Stellung, die auch von dem Umfeld und den Hundehaltern als Vorbild erlebt wird, als ein Nichtzüchter. Wer mit seinen Hunden problemlos zurecht kommt, wird auch als vertrauenswürdig von der näheren Umgebung wahrgenommen. Nur selten leben Hobbyzüchter, also jene, die aus Liebhaberei den ein oder anderen Wurf großziehen in einer Einöde ohne Nachbarn. Wer auf der anderen Seite ein Bild mit seinen Hunden abgibt, das diesem Umstand nicht Rechnung trägt, wird früher oder später ein Problem haben. Das Geringste: Er wird nicht ernst genommen.

Meine Kritik an der Quantität von Neuzüchtern ist allgemein abgefaßt. Es heißt nicht, dass nicht der ein oder andere ein guter Züchter werden kann. Wir alle haben einmal angefangen. Und wir alle mussten mit der Kritik der Alteingessenen leben. Vielleicht kommt diese Ablehnung gegen Neuzüchter daher, dass man an seine eigenen Erfahrungen zurückdenkt. Vielleicht hat man bereits soviele negative Erfahrungen gemacht, die nicht kalkulierbar und nicht vorhersehbar waren, die aber nicht ausbleiben. Der Anfänger sieht meist alles nur positiv und rosarot. Nimmt Vieles auf die leichte Schulter, kann die Auswirkungen einer Hundezucht gar nicht einschätzen.

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Welpen machen viel Freude, doch die Arbeit, Sorgen, Enttäuschungen und Schwierigkeiten, Rückschläge und Fehlgriffe, ergeben sich erst im Laufe der Zeit. Jeder Hundezüchter hat es auch und vor allem mit Menschen zu tun.

Ich möchte von keinem Neuzüchter verlangen, dass er bereits eine Koriphäe in Sachen Kynologie ist. Durch die Praxis kommt meistens auch die Notwendigkeit zur Aus- und Weiterbildung. Auch das Auge für seine Rasse muss sich allmählich entwickeln. Fehler in der Anatomie erkennt man schneller als die Qualitäten. Hundezucht ist so komlex, dass es einfach Jahre, wenn nicht Jahrzehnte braucht, bis man ein bißchen Durchblick hat. Und nicht zu vergessen: An jedem Hund hängt auch ein Mensch oder eine ganze Familie. Wer seine Hunde liebt, wird immer auch versuchen “das Beste” für sie zu wollen. Und hier fängt das Dilemma an. Menschenkenntnis kommt nicht über Nacht. Sie ist ein wichtiger Bestandteil für die Zukunft seiner Welpen. Wie Züchter getäuscht werden ist ein Thema für sich. Also ist die bestmögliche Auswahl seiner Hundebesitzer eine Gratwanderung. Einfacher lebt man, wenn man die Sache mit der Abgabe gleich ad acta legt. Doch ist das ein Züchter, der mit Herz und Verstand züchten will? Es gibt ganz viele Möglichkeiten sich herauszureden, aber es gibt doch nur ein Kriterium, das alle erfüllen sollten.

Und das ist die Integrität.

Integrität in der Hundezucht ist die Übereinstimmung zwischen idealistischen Werten und der tatsächlichen Lebenspraxis. Idealistische Werte sind: Hundeliebe, Wohl des Hundes, Tierschutz, Rasseerhaltung. Was ist, wenn der Idealismus an die Grenzen der Lebensumstände oder die praktische Umsetzung stoßen oder gar kollidieren? Wenn zeitweise eine Diskrepanz zwischen dem Idealismus und der Realität entsteht, was durchaus je nach Anzahl, unvorhersehbaren Ereignissen oder aus vielfältigen Gründen passieren kann, dann hat der Züchter die Möglichkeit Fehler zu erkennen und abzustellen. Sein Handeln sollte aber m.E. immer von Aufrichtigkeit, Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit bestimmt sein. Das ist er seinen Hunden und seinen Besitzern einfach schuldig. Täuschungen, wie auch immer geartet und aus welchen Gründen, haben in keinem Fall etwas mit Integrität zu tun.

©Marianne Bunyan

4 thoughts on “Zuchtethik

  1. Marion 27. March 2016 at 02:29 Reply

    Gut gemacht , ich teile deine Einstellung voll und ganz

  2. Bettina 29. April 2016 at 11:59 Reply

    Ehrlichkeit, Kompetenz und Interesse an der gezüchtete Rasse nicht nur des Geldes wegen sind absolute Grundvoraussetzungen für diese aufwendige “Hobby”. Leider hat das Wort Hobby immer den Klang nach: Ist nicht so wichtig, braucht man ja nicht so eng zu sehen. Aber züchten heisst mit Leib und Seele in seiner Sache aufzugehen und im Sinne der Rasse das Beste zu wollen. Und ich spreche vielen (nicht allen!) Jungzüchter diese Eigenschaften einfach ab, denn man sieht schon beim Kauf des ersten Hundes die Dollarzeichen in den Augen leuchten. So etwas stösst mich total ab.
    Ein toller Artikel-absolut meine Meinung!
    Mit einer kleinen Ergänzung vielleicht: Es gibt auch außerhalb des VDH solchen Züchter! Sorry!

  3. Gaby Rohloff 29. April 2016 at 15:20 Reply

    Darf ich das auf meine Homepage setzten, es ist einfach toll geschrieben und ich identifiziere mich sehr mit diesem Artikel.. L.G Gaby Rohloff

    • MBunyan 16. June 2016 at 11:18 Reply

      ja gern mit Quellenangabe

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