Was ist die Motivation für Hundezucht? Diese Frage wird ja oft gestellt. Warum fängt jemand an zu züchten? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es den ein oder anderen gibt, der aus rein sachlich-nüchternen Überlegungen einen Zwinger anmeldet. So und jetzt züchten wir mal Whippets!. Und wenn es so ist, fehlt diesem Menschen dann nicht etwas Elementares?
Ich denke, es gibt eine übereinstimmende allererste Motivation:

Welpen bezaubern, aber Liebe allein reicht nicht
W E L P E N. Welpen sind die einzigen, in engster Gemeinschaft mit dem Menschen aufwachsenden bestangepaßten Tiere. Du kannst dein Pferd lieben, aber es wird nicht in deinem Bett werfen. Du kannst deine Katze lieben, aber sie ist kein Hund! Der Hund ist das Tier, dass wie kein anderes mit uns Menschen lebt, sich mit uns freut und mit uns leidet und wir mit ihm.
Die Hündin ist in der Regel Familienmitgied und wird durch eine Belegung zu einer lebensspendenden Hundemutter. So sind ihre Welpen für den Menschen mehr als nur Junge. Wie großartig ist es die Fürsorge um die Welpen zu erleben und die Neugeborenen vom ersten Moment beobachten zu können. Es ist dem Menschen eine tiefe Glückseligkeit die Entstehung und Entwicklung von neuen Lebewesen miterleben zu dürfen. Ein Blick in die Wurfkiste zaubert immer ein Lächeln auf das Gesicht des Beobachters. Ist es nicht so?
Welpen sind die genialsten Lebewesen, die jeden Menschen, sebst wenn er wenig naturverbunden ist, einzigartig anrühren. Welpen sind die zauberhaftesten Geschöpfe, die ein “Normalsterblicher” von Geburt an miterleben kann. Welpen sind die goldigsten Vierbeiner, die problemlos in unserer Hausgemeinschaft aufwachsen und uns auch noch “anhimmeln”. Welpen sind deshalb so verführerisch!
Es kommt also zuerst die Verführung.
Sollten wir nicht auch mal einen Wurf haben? Ich denke, es ist ein vorgeschobener Grund zu sagen, dass es einer Hündin “gut tut” Mutter zu sein. Aber der Mensch will seine wahren Motive gern verbergen, weil er sich nicht outen will, dass ihm Welpen aus emotional-egoistischen Gründen am Herzen liegen. Es ist so. Das ist m.E. das allererste Motiv.
Welpen belohnen jede Mühe. Sie bestärken den Züchter mit jedem Schmatzer, jedem Strecker und jedem Blinzeln, dass es “gut” ist, Welpen zu haben. Es muss uns irgendwie ins Herz geschrieben sein, dass wir eine derartige Zuneigung zu jungen Hunde haben. Die Verzückung ist beispiellos und steigert sich während der Aufzucht von Woche zu Woche oder von Tag zu Tag. Die Entwicklung ist perfekt getimed, nichts geht zu schnell und nichts dauert zu lange. Jeden Tag lernen die Welpen und mit jedem Tag werden sie niedlicher. Das erste Schwanzwedeln ist nur noch mit dem ersten Lächeln des Babies zu vergleichen. Da geht dem Liebhaberzüchter das Herz auf und er fühlt sich herausgenommen aus der Welt. Sehen, Staunen und Freuen sind eins. In diesen Momenten ist Mensch ganz menschlich und vollkommen Eins mit sich und dem Wunder der Geburt und der Entstehung neuen Lebens.
Die Freude an den Welpen wird verstärkt durch den Status, den man als Züchter hat. Besucher und Interessenten kommen und teilen das Vergnügen an und mit den Welpen. Auf diese Weise entsteht ein Bekannten- und Freundeskreis mit gleichen Interessen. Das wiederum bringt Beachtung und Anerkennung für den Züchter. Wo soviel Positives durch etwas Schönes entsteht, kann kaum einer widerstehen, der seine Hündin liebt.

alle Hündinnen im Korb mit Kritas Welpen
Dieses Erleben und Fühlen hat zur Folge, dass man es immer wieder “haben” möchte. Kaum sind die Welpen aus dem Haus, denkt man schon an den nächsten Wurf. Das hat Suchtpotential und tatsächlich ist der Wunsch nach einer Wiederholung dieses Erlebnisses so stark, dass eine psychische Abhängigkeit entstehen kann, je mehr Welpen man aufwachsen sieht.
Soweit die Einleitung, denn es fängt einfach nur mit “Welpenhabenwollen” an. Da spielen weitreichende Konsequenzen noch gar keine Rolle, das lernt der Züchter erst mit den nächsten Würfen.
Das Züchten neuen Lebens ist grundsätzlich nicht verwerflich. Denn neues Leben bringt dem Menschen Hoffnung und Freude und wieviele Familien und Singles sind durch einen auf sie zugeschnittenen, in das Umfeld passenden Welpen zu neuer Lebensfreude gekommen, zu dauerhaften Freundschaften und gar zu etwas mehr Lebensglück. Wieviele Besitzer erleben 10, 15 oder mehr Jahre “ihren” Hund, vom Welpenalter bis zum Ableben, den sie sich so immer gewünscht haben und der für sie eine lebenslange Erinnerung des Vertrauens und der Vertrautheit, der Zuneigung und Loyalität geblieben ist und bleiben wird.
Dass Liebe allein nicht reicht für eine Hundezucht, wird sich ganz schnell herausstellen. Aus der Liebe erwächst Verantwortung für die Welpen, und dieser nachzukommen wird schwerer und schwerer, weil viele Menschen heute Liebe nur als momentanes Gefühl erleben, aber nicht die sich daraus ergebenden weitreichenden Konsequenzen tragen wollen.
Die sich aus Puppylove noch nebenbei entwickelnden Motive wie sogenannte “Selbstverwirklichung”, “Leidenschaft”, “Stolz” und “Erfolge” vielleicht sogar “Sucht” und “Habgier” kommen nach der Verführung und könnten an anderer Stelle näher betrachtet werden. Hieraus ergeben sich dann Sachzwänge, Routine und eben auch die negativen Begleiterscheinungen…
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