Wenn ein Whippet in Not gerät…

Es heißt, dass Menschen, die ihren Whippet abgeben wollen, von der “Windhundszene” zerissen werden. Stimmt das wirklich? Sind es nicht nur die Fälle, in denen ein Besitzer krumme Wege geht und versucht wahre Absichten und Gründe zu vertuschen? Gewiß wird es Menschen geben, die Gründe nur vorgeben, genauso gibt es vorschnelle Verurteilungen und massive Beschimpfungen.

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Im Idealfall bleibt ein Welpe in der Familie, die ihn zu sich genommen hat

Ich bin einer Dame, die ihre Aufgabe in der Nothilfe leistet, dankbar für den Gedankenaustausch und ihre Sichtweise. Jeder kann immer nur von seiner Betrachtung und seinem Standpunkt die Dinge wahrnehmen. Deshalb ist Kritik wichtig und richtig, um möglichst die beiden Seiten des Ganzen zu verstehen.

Wenn ein Hund nicht mehr in das Leben passt, aus welchen Gründen auch immer, dann muss er einfach einen anderen Platz bekommen. Wenn es wirklich um das Wohl des Whippets geht, dann wird eine neue Familie gesucht und das allein ist wichtig. Egal wer es tut und auf welchem Wege sie gesucht wird.

Der Züchter

Der Züchter sollte, sofern vorhanden, der erste Ansprechpartner sein. Vielleicht kann er helfen oder wenigstens behilflich sein, einen neuen Platz zu finden. Fragen kostet nichts. Auch wenn es einer dieser “Züchter” ist, der kein Interesse an seinen Welpen hat, nachdem sie verkauft sind. Auf diese Weise ist der Besitzer immer in einer richtigen Position. Wenn der Züchter nicht reagiert, hat der Hundehalter in jedem Fall von seiner Seite alles getan.

Der Züchter wird nicht kontaktiert, weil entweder der Besitzer gar keine Verbindung zu ihm hat, oder davon ausgeht, dass er den Hund eh nicht nehmen kann oder will. Vielleicht sind dort sehr viele Hunde und der Besitzer weiss, dass sein Hund dort nur das letzte Rad am Wagen ist. Alles nachvollziehbare Gründe, weshalb ein Hundehalter nicht möchte, dass sein Hund zum Züchter zurückgeht. Aber hier eine Zwischenfrage? Wenn der Hundehalter für seinen Hund den Ort bei seinem Züchter keineswegs für angemessen hält, wieso hat er dann ausgerechnet dort überhaupt gekauft?

Es kann aber auch sein, dass einem Besitzer das peinlich ist, dass er seinen Hund abgeben muss oder will und deshalb lieber den Züchter außen vorlässt. Der Hund tut einem immer leid, wenn er seinen Platz nicht behalten kann. Selbst bei einem verhältnismässig nichtigen Grund, was wollen wir denn tun? Den Besitzer verurteilen? Was hilft es dem Hund? Aus unserem allerersten Wurf haben wir einen Welpen zurückbekommen, weil er ein Telefonbuch angeknabbert hat. Und dann kam für diese kleine Ayleen wie aus heiterem Himmel eine ganz großartige Besitzerin und sowohl Frau als auch Whippet lebten und wuchsen 14 Jahre zusammen, dass man es sich nicht besser wünschen konnte. Auch wenn die erste Wahl der Familie alle äußeren Ansprüche erfüllte, so fehlte offensichtlich Verständnis für einen putzmunteren Welpen, der auch einmal etwas kaputt macht.

Marktplatz

Wenn der Hund aus einem ernsthaft wichtigen Grund weitergegeben wird, dann spielt eigentlich der Verkaufspreis keine große Rolle. Oder doch?  Wenn jemand eine Anzeige schaltet und den Einkauspreis verlangt, obwohl es doch ein “Notfall” ist, erhitzen sich die Gemüter? Keiner wird etwas gegen einen fairen Notfallpreis haben, aber sind es um die Tausend EUR? Es wird dann vermutet, dass etwas nicht mit rechten Dingen zu geht. Doch selbst das, was nutzt es? Nutz es dem Hund irgendetwas?

Ein tatsächlicher Notfall ist schrecklich für den Besitzer, der sich von seinem Hund trennen muss. Würde er wirklich einen Marktplatz der Tierhilfe vorziehen?

Windhundhilfen/Tierheim

Die letzte gute Stelle ist dann die Nothilfe oder das Tierheim. Viele Suchende informieren sich über Whippets in Not und würden gern einen Notfall bei sich aufnehmen. Was daran gut ist? Dass der Hund nicht irgendwo angebunden und ausgesetzt wird.

Der Hund muss weg

Sobald der Entschluss gefaßt ist, kann wohl nichts und niemand etwas dagegen ausrichten. Die Gründe können wie gesagt vielfältiger Natur sein, auch wenn sich Hunde nicht verstehen und vielleicht sogar beißen oder der Besitzer einfach keinen Zugang zu seinem Hund bekommt oder schlichtweg die Nase von ihm voll hat.  Es nützt auch da wenig, wenn man sich über solch ein Verhalten aufregt, denn der Abgebende wird sich das weder zu Herzen nehmen, noch sich ändern. Aber eine öffentliche Schelte kann negative Auswirkungen für andere Hunde haben!

Öffentlicher Pranger

Durch ein Geschrei im Netz könnten andere erst verschreckt werden. Es könnte schlimmere Auswirkungen haben, als man denkt. Wer will sich schon einer Schelte aussetzen, die nicht selten über bloße Mißbilligung hinaus geht. Wer einen Whippet besitzt und hier und da mitliest, weiss dass solche Fälle verbaler Auspeitschungen erhebliches Abschreckungspotential haben können. Nicht es nicht zu tun, sondern es heimlich zu tun.

Und was dann? Wer erinnert sich noch an die vor einem Jahr im Wald ausgesetzte Whippethündin mit herausgeschnittenem Chip im Kölner Raum?

Natürlich tut es weh, wenn wir so etwas lesen und wäre es nicht so, was wären das für Whippetfreunde, wenn sie sich nicht aufregten über einen “wieder mal” abzugebenen Whippet? Die Aufregung ist berechtigt, aber öffentlich sollte sie maßvoll ausfallen oder ganz unterlassen bleiben, was vor allem dann sinnvoll ist, wenn man nichts Näheres über die Hintergründe weiss.

Wenn ein Hund weg muss, dann kann wohl niemand diese Hundehalter davon abbringen ihn wegzugeben. Es ist wichtiger, der Whippet findet einen Platz, wo er ein neues Leben anfangen kann, als dass der ganze Unmut an dem Halter ausgelassen wird.

Ich? – niemals!

Wer da aus dem Brustton der Überzeugung schreibt: Ich würde nie meinen Hund abgeben!, sollte vorsichtig sein, was er sagt. Weiss er, was morgen ist?

Wenn jemand sich mit einem Hund übernommen hat und später feststellt, dass dieser nun ganz und gar nicht passt und weder Besitzer noch Hund glücklich werden können, dann ist auch das ein Grund. Wenn das ehrlich erläutert wird, würden sich dann nicht die Emotionen eingrenzen lassen? Wenn über jeden gleich hergefallen wird, der einen Whippet wieder abgibt, so traurig das ist, aber ist die Gefahr für den Hund dann nicht viel größer, dass man sich von ihm auf eine viel schrecklichere Weise entledigt? Ist eine Anzeige auf einem Marktplatz nicht besser für den Hund als ein Anbinden auf einem Rastplatz? Ist ein Abgeben in eine Tierhilfe nicht besser als ein Aussetzen?

 

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3 thoughts on “Wenn ein Whippet in Not gerät…

  1. […] 22.5. habe ich morgens den Beitrag: Wenn der Whippet in Not gerät verfaßt. Und ein Foto von Quincy für den Beitrag verwendet. Warum ich ausgerechnet Quincy […]

  2. Sonja kunkel 12. September 2015 at 18:00 Reply

    Ja es giebt viele gruende,und es spielt keine rolle,wichtig ist wie kann ich helfen.ich hat auch einen notfall ueber 13 jahre ,sie war das liebste was ich je hatte. es lohnt sich einen freund fuers leben ,findet man auch in einenm notfall.

  3. M. Schmidt 20. March 2020 at 11:16 Reply

    Das sehe ich genauso , nie urteilen man weiß nie was einem selbst passiert
    Die Hauptsache ist doch das Tier , welches schnell ein neues Zuhause sucht . Alles andere ist doch wohl unwichtig . Aber man sollte auch das adoptieren nicht so schwierig machen . Bedenke man doch wieviele im Tierheim sitzen
    Ich hatte selbst einen Tierschutzwhippet mit 10 Jahren genommen und ihn 5jahre gehabt . Jetzt leider bei einer Zahnop. Herzversagen gestorben . Ich würde immer wieder diese Entscheidung treffen

Gib Laut!