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Whippetaugen und Veränderung

Man sieht immer häufiger Whippets mit untypischen schmalen und zu kleinen und oder tiefer im Schädel sitzenden Augen, die mehr an einen Staffordshire erinnern als an einen Windhund. Die Augen des Whippets sind das Schönste im Gesicht und haben eine Berechtigung in ihrer Größe und ihrer Anordnung im Kopf. Ein Whippet ist ein Sichtjäger und die Augen sind sein Werkzeug.

Das Auge funktioniert wie eine Kamera. Wird das Auge kleiner, wird es auch die Linse. Sitzen die Augen tiefer im Schädel, wird das Sichtfeld kleiner.

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Omnia mit leicht geschlossenen wunderschönen Whippet-Augen

Also: Wenn die Augen durch die die Typveränderung in der Whippetzucht in Mitleidenschaft gezogen werden, dann finde ich das ganz schrecklich. Und ich verstehe nicht, dass das dann auch noch als “schön” geliked wird.

Alles steht im Zusammenhang und kein länger, größer, schwerer, showier oder was auch sonst immer ist keine “Verbesserung” sondern schlichtweg die allseits angemahnte Vermeidung von Übertreibungen.

Prognosen über Welpen

Ich weiß, dass mich einige belächelt haben, wenn ich im zarten Welpenalter schon irgendwelche Prognosen über die Entwicklung der Hunde abgegeben habe.

Nun, es hat sich sehr oft genauso bewahrheitet und das nicht nur vom Exterieur aus, sondern auch vom Charakter und Verhalten.

Im letzten Wurf war Talmai der in sich stimmige Showman, da war es mir klar, dass da nichts gerückt und gestellt werden muss, um in allerbester Manier auf vier Pfoten zu stehen und dabei nahezu perfekt auszusehen.

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Superfly’s Talmai, praktisch, klassisch, Whippet

Talmai macht meiner Schwester so eine große Freude, weil er einfach ein liebenswerter toller Superfly’s ist. In der achten Generation gezüchtet, da sollte man schon wissen, was da kommt ;-)….

Genotyp bestimmt den Phänotyp

Ein wunderschönes Foto hat Nele geschossen von der kleinen Coco neben Africa. Trotz Altersunterschied ist die Ähnlichkeit verblüffend. Wenn Whippets als eine Familie erkennbar sind, also einen sogenannten Familientyp (Zwingertyp) aufweisen, dann hat der Züchter in dieser Beziehung sein Ziel zu 100% erreicht.

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Coco und Africa, die jüngste und älteste bei Koseilata’s, Foto: Nele Ellerich

Ohne eigenen Typ kein Zuchterfolg

Wie ein Kick und ein Ei sollen Whippets aussehen, die aus einem Zwinger stammen. Das ist die hohe Schule der Hundezucht. Und das funktioniert nur mit einer konsequenten Linienzucht über viele Generationen.

Hierbei wird nicht nur auf das Äußere wie Körperbau und Gangwerk geachtet, sondern hier wird in der Tat das Ideal, was der Züchter vor Augen hat, mit Weitsicht und Planung unter Beachtung der wichtigen Punkte, wie Gangwerk, Charakter und Größe in seinem Zwingertyp sichtbar.

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geschmeidiges “wirtschaftliches” und damit schonendes Gangwerk, Foto: Nele Ellerich

Um eine Idee davon zu  bekommen, was ich meine, dürfen gern die 5-Generationen Ahnentafeln von Coco und Africa genauer betrachtet werden.

Koseilata’s at it’s best.

Anfänge amerikanischer Whippets

Wußten Sie, dass der Whippet in den 1920er Jahren erstmals nach Amerika kam? Er wurde von Einwanderern aus Nordengland mitgebracht oder von reichen Amerikanern für hohe Summen importiert.
…., dass überhaupt kein Zweifel daran bestand, dass die begehrtesten Whippets Rennhunde waren?
…., dass das Durchschnittsgewicht für Rüde und Hündin bei 7,7 kilo lag?
…., dass Whippets bei den Hauptrennen zwischen 10.000lb (= 4kg 535.92g) und 28.000lb (=12kg 700.59g) gewogen haben?
…., dass der amerikanische Standard von 1930 folgende Größenmaße angibt: Rüden 18-20inch (=45,72-50,8 cm), Hündinnen: 17-19inch(= 43,18 cm-48,26cm)?

…, dass  1944 ein Idealmaß angegeben wurde, das auf 19-22inch (48,26- 55,88cm) für Rüden und 18-21inch(45,72-53,34cm) für Hündinnen erhöht wurde?
…., dass von 1930 – 1955 die meisten Whippetbesitzer in Amerika an beidem, Rennen und Ausstellungen, interessiert waren?
…., dass bis zum 2.Weltkrieg bei amerikanischen Whippetrennen gewettet wurde?
…., dass nach dem 2.Weltkrieg das Rennen keine Rolle mehr spielte und die Periode der non-physical (nicht-körperliche Anstrengung) Whippets begann?
…., dass in dieser Zeit auch die beliebten Rivalitäten begannen, wie sehr kleine Whippets (englischer Standard) gegen größere Whippets (amerikanischer Standard), Show-Whippets gegen Rennwhippets, Einzel Prestige einiger etablierter Züchter gegen Eintritt neuer Whippet-Enthusiasten und sozialer und wirtschaftlicher Reichtum führten zu unnötigem “Snobismus”.

 

 

 

Größe sind eben nicht nur Zentimeter

Diskussionen um Zentimeter sind nicht zu führen mit Leuten, die nicht dasselbe Niveau an Wissen und Erfahrung mitbringen. Wir reden aneinander vorbei.

Es ist kein leichtes Unterfangen, wirklich auch nur annhähernd die Zusammenhänge zu begreifen, die sich im Hundekörper abspielen. Das kann man nicht anhand von Zeichnungen oder Fotos darstellen. Ich habe mich jahrzehntelang gequält, weil ich es verstehen wollte, weil ich meine Hausaufgaben machen wollte, um eben sorgfältig Whippets züchten zu können. Ich bin der Meinung, was immer man tut, sollte man nach bestem Wissen und Gewissen tun und keinerlei Anstrengungen scheuen. Und die größte Herausforderung mir selbst gegenüber war, mir einzugestehen, dass ich nichts weiß. Wer Hunde züchten will, sollte sowohl aus der Verantwortung gegenüber den Hunden, als auch aus der Verantwortung gegenüber den Besitzern! sein Bestes tun, eine ehrliche Arbeit leisten.

Der Hund ist ein so komplexes Wesen, das nicht anhand des Äußeren beurteilt werden kann. Um wenigstens einigermaßen zu verstehen, wie die Abläufe im Körper sind. Um zu verstehen, wie Bewegung im Hundekörper funktioniert, braucht es eigentlich die Kenntnisse eines Biologen und eines Maschineningenieurs, wie Nerven und Muskeln funktionieren die Kenntnisse eines Anatomen, wie Vererbung funktioniert die Kentnisse eines Genetikers, wie Charakter ausgebildet wird die Kenntnisse eines Ethologen usw. usf. Das kann niemand erbringen.

Wir können aber zumindest das lernen: Alles wirkt zusammen und wer sich als Züchter bewähren will, der muss das einfach wissen, dass Größe sowohl auf den Körper, auf das Format, auf die Gesundheit und auch auf den Charakter einwirken!

Schauen wir in den Standard und lesen was unter Fehler steht:

Bildschirmfoto vom 2015-10-29 20:48:20

Warum Größe sehr wohl auch etwas mit Gesundheit und Charakter zu hat.

Es geht nicht darum, was schön ist oder was einem selbst gefällt, es geht darum, dass die Funktion eines Whippets an bestimmte körperliche Merkmale zweckgebunden ist und dass Abweichungen (sprich züchterische Veränderung in der Körperform !) keinen Einfluß auf die Gesundheit und das Wohlbefinden des Hundes haben dürfen.

Der Körperbau entspricht dem Verwendungszweck. Eine Veränderung des Körperbaus führt zu einem handicap.

Der Whippet zählt zu den Windhunden und ist für die schnellste Gangart prädestiniert. Für die Galoppform muss der Körperbau überwiegend quadratisch gebaut sein mit steilen Winkelungen der Gliedmaßen und einem starken flexiblen Rücken sowie einer starken kräftigen Bemuskelung.  Nur die gerade und steile Vorhand  ist in der Lage die enormen Schubkräfte eines Galoppsprungs abzufedern und aufzufangen ohne Einzubrechen.

Stärker gewinkelte Whippets mit eher rechteckigem Körperbau sind für diese Geschwindigkeit gehandicapt. Zum einen wäre das schrägere Schulterblatt hinderlich und es müsste zu viel Muskelkraft aufgebracht werden um in den nächsten Galoppsprung überzuleiten.

Whippets galoppieren gern, das trifft also auf jeden Whippet zu, nicht nur den bei Rennen eingesetzten.

Ist der Whippet in der Körperform durch Zucht in seinem dem Verwendungszweck bestimmenden Körperbau verändert, muss in der Bewegung eine wesentlich größere Muskelkraft aufgebracht werden, was zu schnellerem Verschleiß führt, sprich: krank macht.

Eine zunehmende Größe führt zu einer veränderten Form, eine Veränderung des Formtyps verändert auch den Charakter!

So das wars.

Verantwortungsvoll züchten ohne Größenbeachtung?

Da lachen ja die Hühner, wenn ich das lese zum Whippetmeeting. Die Züchter selektieren auf Idealmaß? (unter anderem natürlich) Ach wirklich? Ich glaube, sie wissen gar nicht mehr wie das Idealmaß lautet.

Weil sie sehen ja keinen ‘Whippet mehr, der im Idealmaß ist. Da kommen dann solche Sätze wie: “Windspiele werden woanders gerichtet.” oder aber von Schaubewertern “ist mir etwas klein”.

Freunde, ihr habt das Maß verloren. Nur weil inzwischen fast alle weit über dem Idealmaß liegen, hat sich das Auge so daran gewöhnt, dass alles, was tatsächlich noch ideal groß ist automatisch als zu klein angesehen wird. Es ist eine Sache der Gewöhnung. Nur hat Gewöhnung ja nichts damit zu tun, ob ein Hund nun ideale Widerristhöhe hat oder nicht. Und weil eben die Messungen immer anders ausfallen, muss man  bzw. sollte man als Züchter sein eigenes Augenmaß abgespeichert haben, egal was der Richter mißt. Und genau das kann er heute nicht mehr lernen….und will es vielleicht auch gar nicht.

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Idealmaße bei Whippets sehen so aus

Denn es ist zuviel geredet worden, dass Größe unwichtig ist. Es ist zu viel gestritten worden, dass Größe nur ein, am besten zu vernachlässigender Punkt in der Bewertung eines Whippets ist. Und die Resultate an den Ausstellungen beweisen sie denn nicht, dass man mit seinem Whippet richtig liegt?

Nein, sie beweisen gar nichts. Die Beweise, dass Größe und Gewicht, das damit absolut verknüpft ist, eben doch einen negativen Einfluß auf den Whippet haben, sehen wir dann bei den Besitzern zu hause und nicht im Ring. Die Leichtbauweise eines aerodynamischen Sprinters ist ein Muss für Gesundheit und Fitness bis ins hohe Alter. Nicht die Schauerfolge. Und nur hierum geht es, den einen, die ausstellen und den anderen die Rennerfolge wollen, kann die Größe auch nur recht sein. 

Wenn wir früher von Übergröße sprachen, dann handelte es sich um einen halben Zentimeter, früher heißt vor ca 35 Jahren. Heute wird sogar die Bezeichnung vermieden, selbst wenn es sich um 55er cm Rüden handelt, die locker 19 kilo oder mehr auf die Waage bringen. Größe spielt keine Rolle. Wer so redet, weiß nicht mehr, was ein Whippet ist. Und kann auch keine züchten!

Es ist so einfach bei einem größeren und schwereren Hund ein “schickes Gebäude und ein noch schickeres Gangwerk” zu fabrizieren. Aber einen Whippet, mit all seinen Fähigkeiten und rassespezifischen Merkmalen im Maß zu züchten, der dann auch noch ein whippettypisches, wirtschaftliches Gangwerk mitbringt, das ist dann eher hohe Schule. Ja, was ist nun ein whippettypisches Gangwerk?  Was ist denn Idealmaß? Was ist denn überhaupt ein Whippet?

Testen Sie sich doch einfach mal. Bitte ohne Nachzudenken schnell mal die Idealmaße für Rüden und Hündinnen aufsagen! Na, wem gelingt’s?

Und mal ein Tipp: Ein Rüde mit Idealmaß geht einem Erwachsenen ungefähr bis zum Knie.

Whippets: Vom Vollblut zum Kaltblut

Ich möchte nocheinmal meinen Artikel vom 27.2.2007 veröffentlichen. Es liegen inzwischen gute 7 Jahre dazwischen und vielleicht können einige Leser meine Ausführungen heute besser nachvollziehen…. Aktuelles Anschauungsmaterial finden Sie in den Fotoalben, die ich bei facebook verlinkt habe, insbesondere Donaueschingen 2015.

Bildschirmfoto vom 2015-08-24 08:58:21

Vom Vollblut zum Kaltblut

An der Entwicklung der Whippetzucht in den letzten 30 Jahren zeigt sich, wie eine Auslese auf einen bestimmten Konstitutionstyp Veränderungen hervorbringen, die sich schnell manifestieren. Da ich nun schon einige Zeit dabei bin, und das werden mir alle mit gleichen Erfahrungen bestätigen können, stelle ich fest, dass sich die Rasse allgemein doch sehr verändert hat. Am auffälligsten ist die Veränderung im Wesen, die einhergeht mit der Veränderung des Konstitutionstyps.

Veränderungen betreffen jede Rasse, was nur natürlich ist, da wir Menschen selektieren, d.h. nur die “Besten” auswählen und damit züchten. Was das “Beste” ist, zeigen uns in der Regel die Ergebnisse und Erfolge, die uns Zuchtrichter vorgeben, in dem sie ihre Sieger präsentieren und sich die Züchter vornehmlich daran orientieren.

Was wir nicht wollten, waren Whippets von einem überfeinen Typ, jene, die man damals als windspielhaft bezeichnete. Übertypisierung bringt Extreme hervor. Besonders dünne Haut – auch besonders dünne Nerven! – und zarte Laufknochen, Grazie und Eleganz wo man hinsah. Entsprechend elegant und trocken waren die Körper der Whippets, d.h. dass die Haut dünn war nicht nur Muskeln sondern auch gut durchblutete Adern sichtbar werden ließ, alles ohne ein Gramm Fett. Also eigentlich all das, was einen Vollblüter ausmacht.

Ein Vollblut können wir uns alle besser beim Pferd vorstellen. Wir kennen die feinnervigen Galopper, klein, feine Knochen, dünne Haut, elegant, leichtfüßig, kleine Hufe, agil, explosiv, jederzeit bereit davonzupreschen und höchste Schnelligkeit zu entwickeln. Das Warmblut ist eine gemässigte Variante, stärker, weniger “aufgedreht”, weniger elegant, schön und leistungsstark und für den Reitsport besser geeignet, als der Galopper. Das Kaltblut ist das ganze Gegenteil vom Vollblut, groß, schwer, gedrungen, unelegant, starke Knochen, zum Ziehen von Kutschen und schweren Karren, behende im Temperament.

Zurück zu den Whippets. Als Windhund gehört der Whippet zum Vollblüter. Wieviele solcher Vollblüter sehen wir heute noch im Ring? Und wenn, dann will man sie nicht mehr und das ist für meine Vorstellung von einem Whippet mehr als bedauerlich. Schon vor Jahrzehnten warnten britische Whippetkenner davor, aus dem Whippet kein Brauereipferd zu machen.

Die Forderungen im Standard haben sich nicht verändert, nur unsere Sichtweise. Der Standard will noch immer den Whippet, als ausgewogene Kombination von Muskelkraft und Stärke mit Eleganz und Grazie der Umrisslinien. Für Geschwindigkeit und Leistung gebaut. Jede Form der Übertreibung muss vermieden werden.

Damals wollte man weg von den überfeinen Typen, wollte mehr Körper (Substanz) und Nervenstärke. Das war auch notwendig, aber wie so oft schießen wir über das Ziel hinaus. Wenn wir heute Whippets auf den vorderen Plätzen finden, die breit, stark und schwerer sind, finden wir es normal. Wenn wir eine schwungvolle Linie sehen, ist sie uns befremdlich, weil wir uns an die langen Rücken mit mässig aufsteigender Unterlinie gewöhnt haben und viel body sehen wollen. Wenn wir elegante Whippets sehen, fehlt uns die Substanz, doch sehen wir Substanz fehlen Grazie und Eleganz. Natürlich ist es schwierig sich hier auf eine Ausgewogenheit zu einigen. Doch genau hierin liegt ja der Reiz der Zucht.

Ich habe einige Whippets verfolgt und mir diese eingeprägt, die mich damals aufgrund ihres Formats recht schockiert haben, die aber von den Richtern geradezu wie eine Offenbarung gefeiert und vorn platziert wurden. Hündinnen wie Rüden. Deren Nachkommen werden heute präsentiert und die wiederum zeigen noch mehr an Substanz als schon die m.E. damals “bedenklichen” Ausgangstiere.

Wenn beispielsweise Whippetliebhaber heute nach vielen Jahren der Auszeit an den Ring kommen, dann bleibt ihnen der Mund offen stehen. Was wir regelmässig über einen längeren Zeitraum schleichend mitbekommen haben, versetzt Kenner, die längere Zeit nicht dabei waren in Angst und Schrecken. Wo sind die Whippets geblieben? Ich sehe hier schöne Hunde, aber keine Whippets!

Das haben mir etliche Whippetliebhaber und Zuchtrichter gesagt, aus nah und fern. Die Fehler liegen nicht bei den Richtern, die m.E. einen Trend setzen wollten, sondern bei den Züchtern, die nicht die wenigen substanzvollen Exemplare für ihre feinen und zarten Whippets als Zuchtpartner einsetzten, um einen Ausgleich zu schaffen, sondern mit den Schweren (den Siegern) genauso schwere Exemplare (auch Sieger) anpaarten.
Whippetzucht sollte sich m.E. also nicht nur an dem Trend festmachen, sondern muss sich an dem Idealbild der Rasse orientieren. Deshalb sind verschiedene Whippettypen unabdingbar und gleichberechtigt. Doch wer sieht das ein, wenn er einen Whippet züchten will, der im Ausstellungsring Erfolg haben soll?

Der Standard ist und bleibt die Leitlinie und manchmal denke ich, haben wir unsere Vorgabe vergessen.
Schade!

Showline vs Rassetyp

Ich habe gerade zufällig auf Fotos der Weltsieger bei den Whippets 😉 gesehen und als auffälligstes Merkmal fällt mir die Umrißlinie auf. Showline hat mit Rasseoutline gar nichts mehr zu tun! Das ist kein “zu weites” Ausstellen, das ist gewollte Umrißveränderung! Es geht um gewollte Übertreibung.

Toll ist daran gar nix. Es ist eine x-beliebige outline eines x-beliebigen Showwinners. Aufgerichtet, lang im Rücken mit unendlich viel Unterschenkel und einem Mißverhältnis des Schwerpunkts unter Mißachtung der rassetypischen körperlichen Merkmale, die einen gesunden Whippet (Windhund = Galopper) bedingen.

So, dann fange ich einmal mit zweien meiner Whippets an, um zu erklären was ich meine.

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auch im natürlichen Stand kann man den Mangel erkennen, Unterschenkel etwas zu lang, Oberarm etwas zu kurz, aber Whippettypische Ober- und Unterlinie

John, in zwei Tagen 10 jährig, und lange nicht so ellenlang wie die heutigen Winner, lange nicht so schwer, aber mit einem zu langen Unterschenkel und einem etwas kurzen Oberarm. Damit ist er in der Übersetzung und der notwendigen Hebelwirkung beim Übertragen des Schubs aus der Hinterhand über den Rücken zur Vorhand gehandicapt. Hier stimmt etwas nicht in der Konstruktion des Körperbaus und das hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Als Whippet sprintet er doch täglich und kann inzwischen nicht mehr mithalten, ohne sich zu verzerren, ohne sich zu verrenken, ohne Schmerzen und Probleme mit Nacken und Lendenwirbel zu bekommen. Für die heutige Show ist John zu leicht, zu kurz und zu wenig …. Man höre, wenn ein Whippet also in seinen Proportionen noch weiter entfernt vom eigentlichen Whippettyp ist, nur dann kann er gewinnen auf internationalen Shows.

Krita wird ebenfalls in 6 Monaten 10 Jahre alt. Bei ihr stimmt das Verhältnis von Vorhand zu Hinterhand und die Winkelungen vorn und hinten sind passend. Sie rennt wie eine Junge, sie sieht nicht aus wie 10 Jahre und sie hatte bis jetzt niemals „Rücken“ oder „Nacken“.

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Krita, whippettypische Ober- und Unterlinie im natürlichen Stand zu erkennen keine übertriebenen Winkelungen

“Übertreibungen sind zu vermeiden” warnt der Standard, aber es geht doch bei der Show gerade um diese Übertreibungen, denn nur was übertrieben ist, findet noch Aufmerksamkeit.

Richtig, es geht um Show und nicht mehr um Zuchtschauen. Es ist nicht mehr wichtig, was der Standard verlangt, sondern was der Geschmack will. Hundeshows sind das Ende der Hundezucht. Leider auch bei den Whippets.

Zwei Whippetrüden

Zwei Superfly’s Whippetrüden überwiegend in weiß. Zwischen “Dimitri” und “Neo” liegen zwanzig Jahre Whippetzucht.

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Superfly’s No Doubt About und Superfly’s Salomon

Wippetnasen nicht nur zum Hochtragen

Der Whippet ist ein Sichtjäger, das wissen wir nun zur Genüge, aber dennoch hat er auch eine Nase, sogar eine lange. Und diese ist nicht nur Zierde zur Verlängerung des hübschen Kopfes, sondern es sind und bleiben Hundenasen. Und diese brauchen ihre Betätigung.

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Die Nase des Whippet dient nicht nur zum Hochtragen

Nur weil der Windhund bei der Jagd seine Augen in erster Linie verwendet, wird er “Sichtjäger” oder Sighthound genannt. Doch seine zugegeben lange Nase will er auch in alles hineinstecken. Meistens schreiben wir nur über das Rennen im Freien und das Auspowern. Die körperliche Ertüchtigung und Verausgabung ist das eine, aber die olfaktorische Betätigung, will sagen Riechen, Schnüffeln, sog. “Zeitungslesen” ist noch wichtiger. Ein Whippet kann mehrere Tage ohne Freilauf sein, aber ohne Umweltereignisse nicht. Seine Riechdatenbank muss erweitert werden.

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Hunde erkennen ihre Umwelt ausschließlich über die Nase

Wie entspannt ist doch ein Spaziergang mit Whippets, wenn sie nach dem Auspowern in die “normale” Geschwindigkeit wechseln und sich mit der Nase orientieren anstatt mit den Augen.

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Whippets tragen ihre Nasen überwiegend am Boden

Dann tragen Whippets ihre Nasen eher am Boden. Also kann von Hochnäsigkeit gar nicht die Rede sein, nicht wahr?

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Was die Augen sehen kann trügerisch sein, Kontrolle ist sicherer

Das konzentrierte Spuren lesen und Gerüche aufnehmen kann auch hin und wieder durch eine Art “Kamelleregen” erfolgreich enden. Man wirft ein paar mini Futterkügelchen (puppy) auf den Boden und die Suche geht los.

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sucht die Kügelchen

Eine einfache Methode um Whippets abzulenken und sie dann in aller Ruhe anzuleinen, sofern das nötig ist und möglicherweise Whippets nicht sogleich auf Zuruf kommen, aber das gibt es ja eigentlich gar nicht ;-).